Glück / Glückseligkeit

[244] Glück oder Glückseligkeit (Eudämonie) ist derjenige Zustand, in welchem sich der Mensch in vorübergehender oder dauernder Übereinstimmung mit seinem Zwecke findet, mithin zufrieden ist. Die Glückseligkeit definiert Kant (Kr. d. r. V., S. 40) als »das Bewußtsein eines vernünftigen Wesens von der Annehmlichkeit des Lebens, die ununterbrochen sein ganzes Dasein beglückt«. Weil aber die verschiedenen Menschen eine verschiedene Vorstellung vom Zweck ihres Daseins oder vom Wesen des Menschen haben, verstehen sie unter Glück meistens etwas anderes. Die einen denken, es sei Gold, Macht, Besitz, die anderen Sinnenlust, andere wieder Ehre, noch andere Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft; andere endlich verstehen darunter Tugendhaftigkeit. Da nun das Wesen des Menschen offenbar nicht nur im Leibe, sondern in dem von der Vernunft beherrschten Leibe besteht, die Vernunft aber nicht nach sinnlichen, sondern nach ewigen, unvergänglichen Gütern[244] strebt, so kann dauernde Glückseligkeit nur in sittlicher Tätigkeit beruhen. Vgl. Eudämonismus.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 244-245.
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