[38] Absperrvorrichtungen der Gasanstalten werden mit Wasserverschluß und mit trockener Dichtung hergestellt.
Zu den ersteren gehören die sogenannten nassen Wechsler, die sich nur noch in älteren Gaswerken finden und entweder für einen einzigen Apparat eingerichtet sind oder mehrere Apparate derart verbinden, daß ein Apparat ausgeschaltet werden kann und das Gas durch die übrigen in einer bestimmten Reihenfolge hindurchgeht. Die Einrichtung eines solchen Apparates zeigt Fig. 1. In einem bis zu einer bestimmten Höhe mit Wasser gefüllten Gefäße befindet sich eine Anzahl über der Wasserlinie mündender Rohre, die unterhalb des Gefäßes mit den Apparaten verbunden sind. Nach unten sind diese Rohre verlängert bis in ein zweites, mit Teer gefülltes Gefäß, in das der in den Leitungen sich ansammelnde Teer abfließt. Im Gefäße befindet sich[38] eine durch Zwischenwände, die um ein bestimmtes Maß in das Wasser eintauchen, in Kammern eingeteilte schmiedeeiserne Glocke, die mit Hilfe einer Spindel gehoben, gesenkt und beliebig um ihre Achse gedreht werden kann. Je nach der Stellung dieser Glocke gelangt das Gas durch das Mittelrohr in den einen oder andern Apparat und aus diesem entweder in einen zweiten Apparat oder in das Ausgangsrohr des Wechslers. Die Anzahl der Rohre richtet sich nach der Anzahl der mit dem Wechsler zu verbindenden Apparate. Dieser Wechsler hat den großen Uebelstand, daß im Augenblick des Wechselns, wobei die inneren Scheidewände aus dem Wasser herausgehoben und über die Rohrmündungen hinwegbewegt werden, sich unreines Gas mit dem gereinigten mischt. Die Ventile mit Wasserverschluß (Fig. 2) bieten große Sicherheit für einen gasdichten Verschluß, sind leicht beweglich und werden daher vielfach in großen Gaswerken angewendet. Ueber das in einem mit Wasser bis zu einer bestimmten Höhe gefüllten Gefäße befindliche Vertikalrohr, das mit der Gasleitung verbunden ist, ist eine Glocke gestülpt, die mittels einer Spindel gehoben und gesenkt werden kann. Beim höchsten Stand der Glocke ist eine ungehinderte Verbindung zwischen Gasleitung und Apparat hergestellt, die durch Eintauchung der Glocke in das Sperrwasser unterbrochen wird. Eine zweckmäßige Gruppierung der sämtlichen Wasserverschlüsse für eine Reinigeranlage unmittelbar nebeneinander bietet der Gielissche Wechsler der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Akt.-Ges. (Fig. 3). Für jedes angeschlossene Rohr ist je ein oberer und ein unterer Wasserabschluß in einem Gehäuse untergebracht; der Abschluß erfolgt durch Tauchglocken A, die aus einem zylindrischen Mantel α mit Zwischenboden b bestehen. Je nachdem eine Glocke tief oder hoch fleht, erfolgt der Abschluß nach unten oder oben. Die Glocke des Eingangsventils der ersten der in Betrieb befindlichen Reiniger und diejenige des Ausganges des letzten stehen hoch, alle übrigen tief. Das Wasserwechselventil D.R.P. 87387 der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Akt.-Ges. besitzt keinerlei bewegliche Teile, sondern vier Kammern, von denen je zwei gegenüberliegende so miteinander verbunden sind, daß die Füllung mit Wasser bezw. die Entleerung in beiden stets gleichzeitig erfolgt und dadurch für beide der Eintritt des Gases verschlossen bezw. geöffnet wird. Der Vorteil dieses Ventils vor andern Wasserabschlußventilen besteht darin, daß eine Verunreinigung des Gases durch Berührung mit Absperrflüssigkeit, die vorher mit unreinem Gas in Berührung war, ausgeschlossen ist. Die Zu- und Ableitung des Wassers regelt an jedem Ventil ein Vierwegehahn.
Die Absperrvorrichtungen, mit trockener Dichtung finden auf den Gasanstalten die ausgebreitetste Anwendung und zwar je nach ihrem Zwecke in verschiedener Gestalt. Sie bestehen aus einer Metallplatte, die mit oder ohne besondere Dichtungsringe (Blei) auf den Rand der abzuschließenden Oeffnung aufgeschliffen ist und durch eine Spindel auf die Sitzfläche auf gepreßt wird. Die verbreitetste Vorrichtung dieser Art sind die Gasschieber (Fig. 4), bei denen in einem schmalen Gehäuse, an der die Ein- und Ausgangsöffnungen einander gegenüber stehen, eine Ventilplatte durch eine Spindel auf und nieder bewegt wird und sich an die beiderseitigen[39] Sitzflächen anpreßt. Sie werden angewendet, um den Durchgang des Gases durch eine gerade Rohrstrecke zu unterbrechen. Diese Gasschieber, namentlich die großen, setzen sich leicht fest und haben dann den Nachteil, daß die Bewegung des Verschlußstückes sehr schwierig ist. Für Rohrweiten von 300 mm und mehr empfehlen sich deshalb Schieber mit rollendem Verschlußstück (Fig. 5) nach dem D.R.P. 94536 der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Akt.-Ges. Statt der Gasschieber werden auch Durchgangssperrventile (Fig. 6) verwendet, bei denen ein Tellerventil auf eine horizontale Sitzfläche gepreßt wird. Der Uebelstand der Bewegungsrichtungsänderungen des Gases beim Durchgang des Gases durch das Ventil und die Erschwerung der Entwässerung der Rohrleitung durch die den Ventilsitz bildende Wand im Gehäuse hat Elster in Berlin veranlaßt, Sperrventile (Fig. 7) zu konstruieren, bei denen der Ventilteller mittels Spindel und Kniehebels gegen eine zur Rohrrichtung senkrechte Sitzfläche gepreßt wird. Ebenfalls ein Tellerventil haben die Eckventile (Fig. 8), bei denen Ein- und Ausgangsstutzen einen rechten Winkel miteinander bilden und die dort angewendet werden, wo es gilt, das Gas aus einer horizontalen Richtung in eine vertikale und umgekehrt überzuführen. Die Durchgangsventile unterscheiden sich von den Eckventilen dadurch, daß dem horizontalen Stutzen noch ein zweiter gegenübersteht, wie in Fig. 8 (punktiert) angedeutet ist. In Verbindung mit Eckventilen finden sie als Umgänge Verwendung. Die Dreiwegventile bezwecken insbesondere bei Umgängen (s.d.) eines von den drei Ventilen entbehrlich zu machen und dadurch das Ein- und Ausschalten des Apparates, sowie die Anordnung der Rohrverbindung zu vereinfachen. Bei diesen sind für ein und dasselbe Tellerventil zwei Sitzflächen vorhanden, die eine unterhalb, die andre oberhalb des Ventils, an die es abwechselnd angepreßt wird, wie z.B. bei der Konstruktion von Baumert (Fig. 9). Je nachdem das Ventil oben oder unten angepreßt wird, ist die Verbindung zwischen Leitung und Apparat oder die Umleitung geöffnet. Bei der Konstruktion von Gareis (Fig. 10) sind zwei übereinanderliegende Tellerventile, von denen jedes seine Sitzfläche hat, starr miteinander so verbunden, daß entweder das eine oder das andre sich auf seine Sitzfläche legt; in jedem Gehäuse sind zwei Paar solcher Tellerventile, die gleichzeitig durch eine einzige Spindel bewegt werden. Der Ventilwechsler von Weck (Fig. 11), der für die Reinigeranlagen der Gaswerke bestimmt ist und vorzugsweise bei beschränkten räumlichen Verhältnissen angewendet wird, vereinigt in einem einzigen Gehäuse von rechteckiger, bisweilen auch kreisförmiger Grundform die sämtlichen für die Reiniger erforderlichen Ventile, für jeden Reiniger deren zwei (Ein- und Ausgang). Durch die Einrichtung der im Gehäuse befindlichen Kammern ist es ermöglicht, daß je nach Stellung der Ventilteller der Ein- oder Ausgang dieses oder jenes Reinigers direkt mit den Leitungen in Verbindung steht und das Gas von einem oder mehreren der übrigen Reiniger in den folgenden Reiniger tritt. Ein andrer trockener Wechsler ist der Cockeysche Hahn, der wegen seiner schweren Beweglichkeit und der Möglichkeit, leicht undicht zu werden, kaum noch Anwendung findet. Er besteht aus zwei zylindrischen Gefäßen, die gasdicht aufeinandergeschliffen sind und von denen das untere durch radiale Wände in Kammern geteilt ist, die mit einem Einoder Ausgangsstutzen versehen sind, der mit dem betreffenden Apparat verbunden ist. Das obere Gefäß enthält Kammern von genau doppelter Größe, so daß durch sie zwei benachbarte Kammern des unteren Gefäßes verbunden werden können. Zu den Absperrvorrichtungen der Gasanstalten sind noch die Hähne zu rechnen, die aber zum Ein- und Ausschalten der Apparate keine Anwendung finden, weil es schwer hält, gute, dicht schließende und leicht bewegliche Hähne in den Größen, wie sie für diesen Zweck erforderlich wären, herzustellen.
Schaar.
Buchempfehlung
Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro