[128] Alaune. Als Alaune bezeichnet man eine Reihe von Doppelsalzen der allgemeinen Formel:
R kann hierin Kalium, Natrium, Ammonium, Caesium, Rubidium u.s.w. oder eine organische Base sein, R1 außer Aluminium auch Eisen und Chrom. Der eigentliche Alaun, der dieser Gruppe von Salzen den Namen gegeben, ist der Kaliumalaun, ein Kalium-Aluminiumsulfat von der Formel KAl(SO4)2 + 12H2O oder K2SO4 ∙ Al2(SO4)3 + 24H2O.
Er kommt als Verwitterungsprodukt schwefelkieshaltiger Mergelschiefer (Alaunschiefer) natürlich vor. Dieses Mineral, sowie der Alaunstein oder Alunit, ein basisches Aluminiumsulfat mit wechselnden Mengen Kaliumsulfat, dient als Rohstoff für die Alaunfabrikation. Nach nötigenfalls vorheriger Haufenröstung, langt man die Mineralien mit Wasser aus. Die vorwiegend Aluminiumsulfat enthaltende Lösung wird durch Eindampfen und Kristallisation von gleichfalls vorhandenen Eisensalzen gereinigt. Aus dieser Lauge fällt man dann durch Zusatz von Kaliumsulfat oder Kaliumchlorid den in Wasser verhältnismäßig schwer löslichen Alaun als weißes kristallinisches Pulver (Alaunmehl) aus. Das gewaschene Mehl wird in heißem Wasser gelöst, bis die Lösung ein spez. Gew. von 1,550° Bé zeigt. Eine solche Lösung erstarrt bis auf eine geringe Menge Mutterlauge in zerlegbaren Kristallisiergefäßen (Alaunkaufgut, Wachsalaun). Nicht genügend reines Salz muß eine nochmalige Kristallisation durchmachen (raffinierter Alaun). Die Handelsware bildet farblose, zu dicken Krusten vereinigte Kristalle oder als Alaunmehl ein weißes Kristallpulver. Der Alaun ist in Wasser löslich (kalt 1 : 8, heiß 1 : 3). Anwendung: in der Färberei, Farben- und Papierfabrikation, Weißgerberei, als Klärmittel für[128] manche Flüssigkeiten, zum Härten von Gips, als flammensicherer Anstrich für Holz, als Läuterungsmittel beim Ausschmelzen von Talg, in der Medizin. Der für die verschiedenen Verwendungsarten wirksame Bestandteil des Kalialauns ist das Aluminiumsulfat. Man hat deswegen das Kaliumsulfat des gewöhnlichen Alauns, wo die Preisverhältnisse es geboten, durch Ammonsulfat ersetzt und so den Ammoniumalaun oder Ammoniakalaun erhalten, entsprechend der Formel (NH4)Al(SO4)2 + 12H2O. Beide Produkte haben aber wesentlich an Bedeutung verloren, seit man über einen billigen und dabei reinen Rohstoff für reines Aluminiumsulfat verfügt. Da dieses Salz, oder vielmehr das darin enthaltene Aluminiumoxyd, wie schon erwähnt, der wirksame Bestandteil der Alaune ist, so ist es begreiflich, daß das der Formel Al2(SO4)3 + 18H2O entsprechende, unter dem Namen konzentrierter Alaun käufliche Sulfat wesentliche Vorteile in bezug auf Verpackung, Fracht und Verbrauch bietet. Man löst einfach käufliches Tonerdehydrat (s. Aluminiumoxydhydrat) in warmer, mit wenig Wasser verdünnter Schwefelsäure. Die Beendigung der Reaktion: 2Al(OH)3 + 3H2SO4 = Al2(SO4)3 + 6H2O erkennt man durch Prüfung einer aus der Mischung entnommenen Probe mit Blauholzextrakt. Die Verhältnisse zwischen Tonerdehydrat, Schwefelsäure und Wasser berechnet man auf Grund der Zusammensetzung der vorher geprüften Rohstoffe so, daß nach erfolgter Lösung auf jedes Molekül Al2(SO4)3 möglichst genau 18H2O vorhanden sind. Eine so erhaltene Lösung erstarrt, nachdem sie aus dem Mischgefäß (mit Blei ausgelegtem Holzbottiche) in flache Bleikästen abgelassen ist, sehr bald zu einer weißen kristallinischen Masse, die in Form von Platten oder groben Brocken in den Handel gebracht wird. Der konzentrierte Alaun ist leicht löslich in Wasser und findet dieselbe Verwendung wie Kalialaun. In der Färberei und Zeugdruckerei verwendet man bisweilen in solchen Fällen, in denen der sauer reagierende gewöhnliche Alaun die Farben angreifen würde, den sogenannten neutralen Alaun K2SO4 ∙ Al2(SO4)3 ∙ 2Al2(OH)3. Man erhält denselben, wenn man eine Alaunlösung so lange mit geringen Mengen Kalium oder Natriumkarbonat versetzt, als sich der entstehende Niederschlag beim Schütteln wieder auflöst. Beim freiwilligen Verdunsten dieses Alauns scheiden sich würfelförmige Kristalle ab (kubischer oder Würfelalaun). Aus der Lösung des neutralen, richtiger basischen Alauns fällt bei 40°C. eine noch basischere Verbindung aus, der sogenannte unlösliche Alaun K2SO4 ∙ Al2(SO4)3 ∙ 4Al(OH)3. Die chemische Natur des Alauns wurde erst 1797 von Chaptal und Vauquelin erkannt. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts beherrschte der sehr reine Lütticher oder Lücker Alaun den Markt vollständig. Die deutsche Alaunindustrie wurde von Bleibtreu begründet, der 1806 auf der Haardt ein Alaunwerk einrichtete. Es erwuchsen durch Beschaffung reinen und vor allem billigen Alauns der rheinischen Industrie (Elberfeld, Barmen) wesentliche Vorteile gegenüber französischen und belgischen Manufakturen. S.a. Chromalaun und Eisenammonalaun.
Literatur: Seger, Ueber die technische Verwendung Schwefelkies führender Schiefer und Tone der Braunkohlenformation, Neuwied 1869.
Bujard.