Entfärben fetter Oele

[172] Entfärben fetter Oele. – Beim Bleichen von Fetten und Oelen, sei es mittels Sonnen- oder Upiollichtes oder mittels irgendwelcher anderer chemisch einwirkender Substanzen werden die Farbstoffe chemisch verändert; sie verlieren zwar die Farbe, bleiben aber im gebleichten Material vorhanden, woher es auch kommt, daß gebleichte Oele im Laufe der Zeit wieder eine Färbung annehmen können. Aber in den weitaus meisten Fällen tritt durch das Bleichmittel chemischer Natur auch eine Beeinflussung der Qualität ein, so daß gebleichte Oele nicht mehr unveränderte Oele sein können. Dies gilt beispielsweise bei durch Erhitzen auf 270° C entfärbtes Leinöl, welches einen brenzlichen Geruch und Geschmack aufweist.

Man ist schon frühzeitig bestrebt gewesen, Fette und Oele durch Substanzen farblos zu erhalten, die den vorhandenen Farbstoff absorbieren. Die Entfärbung mittels Knochenkohle, in der jüngsten Zeit mit der weitaus wirksameren Tierkohle, ist bekannt, ebenso die mit Rückständen der Blutlaugensalzfabrikation; Zweifelsohne ist die Entfärbung die am wenigsten Einfluß ausübende Art und man hat sich ihrer seit dem Bekanntwerden der sogenannten Bleicherden, Aluminium-Magnesium-Hydrosilikate, für den Zweck bedient. Die Arbeitsweise mit dem durch Absorption wirkenden Material ist im Prinzip eine sehr einfache: die zu entfärbenden Fette und Oele werden unter Anwendung einer gewissen Wärme mit angemessenen Mengen (5–10%) der Entfärbungsmittel vermengt, einige Zeit mit denselben unter Umrühren (mittels Rührwerken) in Berührung gelassen, dann zur Ruhe gebracht, um die festen Mineralsubstanzen ausscheiden zu lassen, und endlich filtriert, um die letzten Anteile von Fett oder Oel zu trennen. Man kann auch die Bleicherden (Fullererde, Silikaterde, Silitonit, Floridin, Walkerde, Tonsil, Cambaraerde u.s.w.) in einen Filtrierapparat bringen und das warme Fett durch die gebildete Filterschicht durchlaufen lassen. Zumeist ist einmalige Behandlung hinreichend, um eine weitgehende Entfärbung zu erreichen, gewisse Oele aber, wie beispielsweise das dunkelbraungrüne Kürbiskernöl, müssen wiederholt der Behandlung unterzogen werden, und bei letzterem Oel ist eine vollständige Entfärbung überhaupt ausgeschlossen. Wenn auch der Umstand, daß die Entfärbung nicht bei jedem Fett oder Oel möglich ist, dazu beigetragen haben mag, daß speziell Bleicherden – zusammengefaßter Name für die früher genannten Mineralsubstanzen – bei ihrer verschiedenen Wirkung auch ihre Gegner haben, so fällt doch sehr ins Gewicht, daß die an sich so einfache Arbeit des Entfärbens einen großen Nachteil aufweist, nämlich große Mengen Fett oder Oel zurückzubehalten (ungefähr ihr eigenes Gewicht), die sich nur durch Extraktion des verbleibenden Bleichmittels vollständig wiedergewinnen lassen, da Auskochen nicht zum Ziele[172] führt. In gewissen Betrieben lassen sich allerdings die ölhaltigen Bleicherden ohne Trennung des Oeles verarbeiten, wie beispielsweise in der Seifen- und Kittfabrikation.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 172-173.
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