Feldscheunen

[687] Feldscheunen, auf freiem Felde ohne Zusammenhang mit dem Gehöft erbaut, um die Arbeit des Erntens durch Abkürzung der Fahrwege zu vermindern, sind stets einfacher in der Raumanordnung und Konstruktion als Hofscheunen (s. Scheunen), haben in der Regel keine Tennen, sondern nur Durchfahrten, ja es fehlen sogar zuweilen die umschließenden Wände ganz oder teilweise, so daß sich das ganze Bauwerk nur als eine Schutzvorrichtung für offene Diemen gegen Witterungseinflüsse darstellt.

Ohne Wandumschließung sind es leichte schuppenartige Gebäude, die nur ein Dach in 7–8 m Höhe über dem Erdboden in der Schwebe erhalten und bei deren Konstruktion man hauptsächlich auf gute Verstrebung und Verankerung gegen Winddruck zu achten hat. Zum Dach eignet sich vorzugsweise das doppellagige Pappdach. Bei zweckmäßigem Verbände kann das ganze Bindergerüst aus minderwertigen Hölzern, sogar aus ganzen und halben schwachen Rundhölzern abgebunden werden. Die Stiele werden häufig nur in die Erde eingegraben, durch gemauerte Sockelpfeiler wird aber die Dauer erheblich erhöht. Die Binderweite beträgt nicht unter 4 m, besser 4,5–5,0 m, damit man überall bequem mit dem Wagen durchfahren kann. Es leuchtet ein, daß ein solches, von allen Seiten zugängliches Bauwerk bei großer Billigkeit nicht allein manche wirtschaftlichen Vorteile bietet, sondern daß die dem freien Luftdurchgang ausgesetzten Garben sich auch besser halten als in fest umschlossenen Scheunen, namentlich, wenn wegen Ungunst der Witterung das Getreide nicht ganz trocken eingebracht werden konnte. Als Nachteile sind die größere Feuersgefahr und die Gelegenheit zu Entwendungen zu verzeichnen.

Zwei Beispiele mehrfach ausgeführter Feldscheunen werden in den Fig. 1 und 2 [1] in Querschnitten dargestellt. Die schraffierten Ränder umgrenzen den nutzbaren Raum. Beide Holzverbände empfehlen sich durch sparsame Verwendung der Hölzer und gute Windverstrebungen der zweite noch dadurch, das alle Hölzer für Regen unerreichbar sind, auch wenn die Scheune leer ist. Langgestreckte rechteckige Feldscheunen stellt man mit der kurzen Seite gegen die Wetterseite (SW.), und es genügt, diese Seite mit Brettern zu verschalen, um auch einen wirksamen Schutz gegen Schlagregen zu erhalten. – Soll die Feldscheune ringsum mit Wänden umschlossen werden, so geschieht das in billigster Weise nach Fig. 3. Man läßt die Zangenverbindung zwischen Wandstrebe und Binderstiel etwas überstehen, lagert darauf und auf angenagelte [687] Knaggen wagerechte, die Riegel ersetzende Hölzer und nagelt gegen diese die senkrechte Stülpschalung. Durchlaufende Fundamente werden hierbei gespart.

Ein andrer, nicht unzweckmäßiger Querschnitt einer geschlossenen Feldscheune wird Fig. 4 mitgeteilt. Es liegt dabei das Bestreben zugrunde, mit geringem Umfang eine große Querschnittsfläche zu umspannen. Daß die Windstreben in der äußeren Wandfläche liegen, im Innern also nur senkrechte Hölzer stehen, die eine gleichmäßige Lagerung des Kornes gestatten, ist ein nebenbei gewonnener Vorteil. Der untere Heitere Teil ist mit Dachsteinen, das flache Dach mit Pappe gedeckt.


Literatur: [1] v. Tiedemann, Das landw. Bauwesen, 3. Aufl., Halle a. S. 1898.

v. Tiedemann.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 687-688.
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