Fleckausmachen

[81] Fleckausmachen, Beseitigung von Flecken aus Papier, Zeugstoff, Holz u.s.w.

Sind die Flecke dadurch entstanden, daß gewisse Substanzen, wie Wachs, Fette, nur mechanisch mit der Unterlage verbunden sind, ohne deren Pigment zu verändern, so gelingt die Entfernung in der Regel schon, wenn man sie mit Benzin, Aether oder reinen ätherischen Oelen (Lavendelöl, rektifiziertes Terpentinöl) wäscht oder damit benetzt, auf beiden Seiten mit Löschpapier bedeckt und sodann mit einem heißen Plätteisen darauf drückt. Um zu verhindern, daß durch das Weiterdringen des Fettes unter dem Einfluß der Wärme ein wolkiger Rand um die befleckte Stelle entsteht, bestreicht man den Fleck ringsherum mit einer Lösung von Gummi arabicum, die später mit Wasser wieder ausgewaschen wird.

Aus wollenen Stoffen lassen sich frische Flecke dadurch beseitigen, daß man kohlensaure Magnesia zu einem Brei anrührt, denselben ca. 4–5 mm dick aufträgt, unter geringer Belastung eintrocknen läßt und schließlich mit einem heißen Plätteisen erwärmt. Wachsflecke in wollenen Zeugen werden am einfachsten mit Spiritus angefeuchtet; das Wachs löst sich dann beim Reiben in Pulverform ab. Bei Samt bedient man sich am besten eines Mulläppchens, das man mit trockenem Sand füllt, erhitzt und den Samt vorsichtig damit reibt.

Von Oelfarbe, Harz oder Teer herrührende Flecke lassen sich mit Ochsengalle oder Terpentinöl entfernen. Wenn die Flecke bereits eingetrocknet sind, so müssen sie zuvor mit ungesalzener Butter erweicht werden, die man mehrere Tage darauf sitzen läßt; auch Chloroform dient als Aufweichungsmittel. Fettflecke auf Papier werden am einfachsten durch weißen Bolus oder Cimolit, auf Holz durch gewöhnlichen Ton beseitigt, indem man die genannten Substanzen auf die fleckigen Stellen streicht und trocknen läßt. Weißliche, durch Feuchtigkeit entstandene Flecke verschwinden, wenn man mit einem feuchten Tuche Zigarrenasche aufreibt.

Zur Entfernung von Flecken aus echt gefärbten (ausgenommen scharlachrot) Zeugen bedient man sich häufig der sogenannten Fleckkugeln, die aus in Weingeist gelöster Seife, Eigelb, etwas Terpentinöl und Walkererde, weißem Bolus (so viel, als zur Konsistenz erforderlich) bestehen. Man wäscht zuvor die Flecke mit warmem Wasser, überstreicht sie mit den Fleckkugeln und wäscht dann rein aus. Tinten- und Rostflecke, ferner Wein- und Obstflecke, überhaupt[81] alle durch Pflanzenpigmente erzeugten Flecke auf ungefärbten weißen Zeugen verschwinden, wenn man sie in mäßig verdünnte Salzsäure taucht und dann auswäscht. Bedruckte und gefärbte Zeuge verlieren in den meisten Fällen die Farbe bei Behandlung mit Säuren; die Herstellung der ursprünglichen Färbung ist schwierig. Tinten- und Rostflecke lassen sich nur sehr selten ohne Zerstörung des Pigments aus gefärbten Zeugen beseitigen. Rotweinflecke lassen sich aus solchen oft schon durch Waschen mit lauwarmer Milch entfernen. Die Flecke von manchen Rotweinen sind indes widerstandsfähiger und verschwinden erst nach mehrmaligem Waschen mit verdünntem Salmiakgeist. Tinten- und Blutflecke auf Holz werden mit verdünnter Schwefelsäure behandelt. Man läßt dieselbe kurze Zeit einwirken, wäscht dann die Stelle mit Wasser aus und reibt sie schließlich mit Soda und Asche trocken.

Die Fleckenausmachung hat sich zu einer gewissen Kunst herausgebildet. Außer den oben schon genannten Mitteln mögen noch folgende Erwähnung finden:

Die Fleckseifen, im wesentlichen aus Seife, Ochsengalle und Quillayarindenextrakt bestehend (Gallseife), die Fleckstifte sind aus den Fleckseifen hergestellt. Fleckwasser bestehen aus weingeistigen Ammoniaklösungen mit Terpentinöl u.s.w., aus Hypochloritlösungen (Eau de Javelle) u.s.w. In Dietrichs Pharmac. Manual, Helfenberg, finden sich Vorschriften sowie eine umfassende tabellarisch zusammengestellte Anleitung zur Reinigung von Flecken.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 81-82.
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