Knopffabrikation

[527] Knopffabrikation. Knöpfe werden aus Perlmutter, Hörn, Knochen, harten Außenschalen verschiedener Früchte, so Steinnuß-, Elfenbeinnuß-, Kokosnußschalen, Hirschhorn, Holz, verschiedenen plastischen Massen, Leder, Elfenbein, Mammut- und Walroßzähnen, Gold, Silber, Messing, Eisen und Stahl, Glas, Porzellan,[527] natürlichen Steinen, wie Achat, Lapislazuli, Jaspis, Moosstein, überhaupt Steinen mit schönen Zeichnungen und Farben, Vulkanfiber, Hartkautschuk, Celluloid, Pappe und Papiermaché hergestellt; einen Spezialzweig der Knopffabrikation bilden die Stoffknöpfe (Posamentenknöpfe) und die übersponnenen Knöpfe.

Im allgemeinen dienen die Knöpfe der verschiedensten Formen, Arten und Größen zum Schließen von Kleidungsstücken, sind dann zu diesem Zwecke sichtbar oder unsichtbar durchbohrt, mit besonderen Oefen aus Metall oder mit Butzen aus Stoff versehen und werden mittels Faden befestigt. Besondere Sorten sind die Maschinenknöpfe, die an der Unterseite einen umklappbaren Teil besitzen, mit dem sie durch Schlitze in Wäsche oder Kleider geschoben werden, worauf man die beiden Lappen aus Metall umlegt, dann die Druckknöpfe. Die letzteren bestehen aus zwei getrennt anzunähenden Teilen, von denen der untere Ausschnitte besitzt, die beim Aufdrücken des oberen Teiles federnd in diesen eingreifen und so den Verschluß bewerkstelligen. Je nach den Verwendungszwecken der anzunähenden Knöpfe unterscheidet man Wäsche- und Leinenzwirnknöpfe mit vielen Unterteilungen: Rock-, Jacken-, Mantel-, Gilet-, dann speziell Damenkleiderknöpfe, Höfen-, Uniform-, Livree-, Kutscher-, Bedienten-, Feuerwehr-, Jagd-, Veteranenknöpfe u.s.w., alle diese als Knöpfe für Kleidungsstücke, dann Gamaschen- und Schuhknöpfe, des weiteren Kragen-, Hemd-, Brust- und Manschettenknöpfe, Handschuhknöpfe, kurz die Benennungen sind so zahlreich, daß sie nicht alle angeführt werden können. Form, Größe und Material, aus dem die Knöpfe angefertigt werden, unterliegen der Mode in hohem Grade, und es ist beispielsweise die Knopffabrikation aus Perlmutter zeitweise vollbeschäftigt, während die Erzeugung aus Horn ziemlich darniederliegt. Die Herstellung aller Knöpfe, gleichgültig aus welchen Materialien, wird fabrikmäßig mit Spezialmaschinen betrieben und macht hiervon in einzelnen Ländern nur die Erzeugung von Perlmutterknöpfen eine Ausnahme, indem sie als Hausindustrie ausgeübt wird, wobei allerdings die eigentliche Bearbeitung der Perlmutter, das Ausdrehen, Bohren der Löcher, das Schleifen und Polieren immer mittels von Hand bewegter Maschinen stattfindet. Durch die bedeutende, seit 1890 in Nordamerika eingeführte Perlmutterknopfindustrie, die aus einheimischen Flußperlmuscheln mit vollkommenen Maschinen Knöpfe erzeugt, ist der früher wesentliche Export deutscher und österreichischer Perlmutterknöpfe gänzlich lahmgelegt worden. Alle Materialien, deren Beschaffenheit. dies gestattet, werden nach vorgenommener Einteilung derselben und Schneiden zu knopfförmigen Platten auf der Drehbank gedreht, dann mit Maschinen gebohrt, schließlich gefärbt, poliert und eventuell auch lackiert. In dieser Weise behandelt man Perlmutter, Horn, Knochen, Hirschhorn, Steinnüsse und andre harte pflanzliche Fruchtschalen. Hornknöpfe werden wohl auch aus gepreßten Klauen und Hufen, dann aus Hornmassen der Drehspäne mittels Maschinen gepreßt. Knöpfe aus natürlichen Steinen werden auf der Drehbank gedreht, poliert und schließlich die metallene Oese zum Annähen eingekittet. Lederknöpfe stellt man in der Weise her, daß man Sohlenleder oder -abfalle, auch wohl künstliche Ledermassen zu Scheiben ausstanzt, auf der einen Seite schlitzt, eine Metallöse in den Schlitz einführt und nun unter die Presse bringt; hierbei erhält das vorher angefeuchtete Material unter starkem Druck seine Form und gleichzeitig wird auch die Oese befestigt. Masseknöpfe werden aus Leimkreidemassen durch Eindrücken in Gipsformen geformt, dann getrocknet und schließlich mit Farbe versehen; sie sind entweder durchbohrt oder mit einer Metallöse versehen. Auch können die Knöpfe aus schon ziemlich festen Massen gestanzt, gepreßt, getrocknet und schließlich mit einem Lacküberzug versehen werden. Elfenbein-, Mammut- und Walroßzähne, dann auch Schildpatt behandelt man auf der Drehbank, schleift und poliert nach den üblichen Verfahrungsweisen. Papier-, Papiermaché- und Vulkanfiberknöpfe werden in gravierten Formen gepreßt, hierbei gleichzeitig die Annähöse befestigt, dann mit Farbe und Lack bestrichen. Uebersponnene Knöpfe, Zwirnknöpfe, die durch Wasser und schwache Alkalien, also in der Wäsche nicht leiden, bestehen aus einem schwachen Metall (Messing-, verzinktem Eisen-, Zink-) reifen, mit exzentrisch von dem Mittelpunkte desselben nach dem Umfange hin laufenden Zwirnfäden, mittels besonderer Maschine hergestellt, auch können solche aus dem hohlen Metallreif bestehen, in den ein Geflecht oder Gespinst auf maschinellem Wege eingesalzt wird. Leinwandknöpfe, d.h. mit Leinwand überzogene Blechknöpfe, weisen als Einlage ein oftmals versilbertes Messingblättchen auf, in das die Nählöcher gedrückt sind und deren Grat über den Leinwandbezug umgelegt ist, so daß die Nählöcher des Ueberzuges eine metallene Einfassung besitzen. Das Messingblättchen wird vorher umgebördelt, so daß sich beim Zusammenpressen die Ränder der Leinwand unter die Bördelung legen und mit dem Bördel fest vereinigen. Eine andre Art Leinwandknöpfe ohne Löcher wird in ähnlicher Weise wie die Zwirnknöpfe hergestellt. Stoffknöpfe werden mittels kleinerer und größerer Maschinen – erstere finden sich vielfach selbst in Schneiderwerkstätten – hergestellt. Die Bestandteile sind der Stoff selbst, der als Ueberzug dient und Farbe und Dessin des Knopfes repräsentiert, ein metallenes Knopfblech, eventuell noch eine Papier- oder Pappeeinlage und der zum Annähen dienende Butzen, gewöhnlich aus Zwirn gefertigt, der aber auch aus widerstandsfähigem Gewebe gefertigt sein kann. Auch Drahtösen werden gebraucht. Durch Einlegen der einzelnen Teile in eine Presse und Ausüben eines Hebeldruckes wird der Knopf fertiggestellt. Posamentierknöpfe enthalten einen der Form angepaßten gedrehten oder gestanzten Holzkörper, über den ein Gewebe gezogen und auf der Unterseite zu einem Butzen vernäht wird; auch können Metallösen für das Annähen angebracht werden. Die Oberseite des Knopfes wird dann noch in der mannigfachsten Weise, z.B. durch Benähen mit Seidenfäden, ornamental verziert Hartkautschukknöpfe werden in halberweichtem Zustande, Celluloidknöpfe in durch heißes Wasser plastisch gemachter Beschaffenheit gepreßt und gleichzeitig die Metallösen eingesetzt. Auch Porzellan- und Glasknöpfe können nur mittels Pressens sowie mit nachfolgendem Brennen und Glasieren hergestellt werden. Für die Herstellung von Glasknöpfen[528] kommt insbesondere das Isergebirge in Böhmen in Betracht; man drückt die Knöpfe im Gasfeuer, durch welche Behandlung die Ecken der Flächen außerordentlich scharf ausgeprägt werden und Schleifen überflüssig wird. Gewöhnliche Metallknöpfe (Hosenknöpfe), die in Millionen von Stücken jährlich erzeugt werden, preßt man aus den ausgestanzten Metallscheibchen mit zwei, drei und vier Löchern; die letzteren dürfen nicht scharf oder schneidend sein und werden die Ränder vielfach zu einer Wulst umgelegt. Das Schleifen und Polieren geschieht in Scheuertrommeln; auf Stahlblechknöpfe werden Anlauffarben durch Erhitzen in Oefen aufgebracht, Messingknöpfe werden gelb gebrannt, auch werden mitunter Schriftzeichen unter Verwendung von Blattgold eingepreßt. Hohle Metallknöpfe (aus unedlen Metallen, versilbert, vergoldet, mit Email oder künstlichen Edelsteinen eingelegt), nicht allein rund oder flach, sondern auch vier-, acht- und mehreckig, erfahren eine der Form angepaßte Herstellungsweise; Uniform- und Livreeknöpfe werden (mit Ausnahme kugelförmiger) aus zwei Teilen zusammengesetzt. Der Oberteil wird mittels einer Balancierpresse aus der Metalltafel in Form von Blättchen geschnitten, in Fassonstanzen gepreßt und gleichzeitig mit einem 1–4 mm hohen Rand versehen, der beim Vereinigen mit dem Unterteil über diesen gefalzt wird. Der Unterteil besteht gewöhnlich aus einem billigeren Metall als der Oberteil. Die Annähöse wird entweder in das Unterteil eingesteckt und die Drahtenden umgelegt oder an dasselbe angelötet.


Literatur: Isensee, Die gesamte Knopffabrikation, Weimar 1862; Andés, Verarbeitung des Hornes, Elfenbeins u.s.w., Wien 1885; Lutter, Knopffabrikation, Wien 1907. Maschinen: für Perlmutterknopffabrikation: The Pearl Wast Co. in New York, A. Kolbe & Co. in Gößnitz, S.-A.; für alle auf der Drehbank hergestellten Knöpfe: Friedrich Kinschek sen. in Elberfeld, M. Marschall in Wien; für Stoff knöpfe: Karl Everts in Barmen-Rittershausen, Albert Schröder in Mettmann.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 527-529.
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