Akroterĭen

[234] Akroterĭen (griech.), im weitern Sinn bei den Alten die äußersten Teile eines Gegenstandes, z. B. die Schnäbel der Schiffe, die Flügelenden der Nike; im engern Sinn die an den höchsten und tiefsten Punkten der Giebel angebrachten, zur Verdeckung der Firstziegel u. Dachrinnen dienenden, unten nach der Neigung des Daches abgeschrägten, oben horizontalen Platten, die teils unverziert blieben, teils als Unterlagen symbolischer Aufsätze, wie Leiern bei einem Tempel des Apollon und Greise bei einem Tempel der Athene, dienten.

Akroterien.
Akroterien.

An deren Stelle traten in der spätern Zeit vegetabilische, besonders dem Blatte der Fächerpalme nachgebildete Ornamente (Palmetten), die als Auflösungen der Ecken des Giebeldreiecks dienten und an den Traufen ein halbes, an den Firsten ein ganzes Blatt enthielten. Dies, sowie auf welche Weise die Palmetten wieder durch kleinere, elastisch gebogene Blätter und spiralförmig gewundene Ranken mit den A. vermittelt wurden, zeigt der Traufziegel vom Tempel des Theseus in Athen (Fig. 1) und der Stirnziegel vom Tempel der Artemis zu Eleusis (Fig. 2). Diese kurzweg A. genannten architektonischen Verzierungen wurden aus Marmor, häufiger aus bemalter Terrakotta hergestellt. Auch in dem aus der griechischen Kunst abgeleiteten römischen und Renaissancestil hat man die A. als Bekrönung von Gebäudegiebeln beibehalten und versteht darunter gewöhnlich die ganzen, aus Sockel und Palmette bestehenden Aufsätze. Die auf Sarkophage und in der Kunstindustrie (z. B. auf architektonisch gehaltene Möbel) übertragenen A. dienen gleichfalls zur Charakteristik von Endungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 234.
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