Andronīkos [1]

[506] Andronīkos, byzantinische Kaiser: 1) A. I., Kaiser 1183–85, Sohn Isaaks, Enkel des Kaisers Alexios I. Komnenos, ein ebenso talentvoller und tapferer wie ausschweifender und gewalttätiger Mann, erregte den Argwohn Kaiser Manuels und wurde von diesem eingekerkert. Nach mehr als zwölfjähriger Gefangenschaft entkam A., floh zum russischen Großfürsten Jaroslaw von Kiew, später nach Jerusalem, darauf von hier mit der von ihm verführten Witwe des Königs Balduin III., Theodora, zu dem seldschukischen Atabeg nach Damaskus und hierauf zu den Seldschuken in Kleinasien. Später begnadigt, wurde er nach Önoe in Pontus verwiesen. Nach Manuels Tod (1180) kehrte er nach Konstantinopel zurück, stürzte die für ihren jungen Sohn Alexios II. die Vormundschaft führende Kaiserin Maria, erzwang 1183 seine Erhebung zum Mitregenten, ließ bald darauf Alexios erdrosseln und heiratete dessen Verlobte Agnes, eine Tochter Ludwigs VII. von Frankreich. Er regierte mit Kraft und Geschick, veranlaßte aber durch die entsetzliche Grausamkeit, mit der er namentlich gegen den hohen Adel wütete, zahlreiche Aufstände. Als 1185 ein von König Wilhelm II. von Sizilien entsendetes Heer Thessalonich eroberte und gegen Konstantinopel zog, wurde A. durch eine von Isaak Angelos erregte Empörung in der Hauptstadt entthront und unter entsetzlichen Mißhandlungen getötet.

2) A. II., der ältere, Sohn des Michael Paläologos, anfangs dessen Mitregent, seit 1282 Alleinherrscher, brach die von seinem Vater eingeleiteten Unterhandlungen über eine Vereinigung der griechischen und lateinischen Kirche ab. Gegen die in Kleinasien immer weiter sich ausbreitenden Türken nahm er 1302 spanische Söldner (die »große Katalanische Kompagnie«) in seinen Dienst. Diese entzweiten sich aber bald mit dem Kaiser, verheerten 1305–1308 Thrakien und Makedonien und bemächtigten sich 1309 des Herzogtums Athen. A. wurde 1328 von seinem Enkel A. III. vom Thron gestoßen und starb 1332 zu Adrianopel in einem Kloster.

3) A. III., der jüngere, Sohn Michaels, des 1320 verstorbenen ältesten Sohnes A.' II., zwang 1325 seinen Großvater, ihn als Mitregenten anzuerkennen, nötigte ihn dann 1328 zur Abdankung und bestieg selbst den Thron. Unter ihm nahmen die osmanischen Türken 1330 Nicäa ein und dehnten ihr Gebiet bis zum Bosporus aus, während die Könige Stephan III. und IV. von Serbien Bulgarien, Makedonien und Epirus eroberten. A. starb 1341 und hinterließ seinem neunjährigen Sohn, Johannes V. Paläologos, das Reich.

4) A. IV., Sohn des Johannes V. Paläologos, führte während der Abwesenheit seines im Abendland gegen die Türken Hilfe suchenden Vaters 1369–70 die Regierung, verschwor sich dann, von diesem zurückgesetzt, 1375 mit Sandschi, dem Sohne des Sultans Murad I., zum Sturz der Väter, wurde aber geblendet und eingekerkert. 1376 wurde er durch die mit seinem Vater verfeindeten Genuesen aus der Hast befreit und schloß endlich 1381 mit demselben einen Vertrag ab, durch den er Selymbria, Heraklea und einige andre Orte in Thrakien erhielt. Er starb 1385.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 506.
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