André [1]

[501] André, 1) Musiker- und Musikalienverlegerfamilie, deren hervorragendste Glieder sind: a) Johann, geb. 28. März 1741 in Offenbach, gest. daselbst 18. Juni 1799, gründete 1774 den in Offenbach noch heute blühenden Andréschen Musikverlag, war aber dann mehrere Jahre Musikdirektor in Berlin, von wo er 1784 nach Offenbach zurückkehrte. Von seinen Kompositionen: Operetten (»Der Töpfer«, Goethes »Erwin und Elmire«), Balladen (Bürgers »Lenore«) und Liedern (viele Goethesche), hat sich nur das Lied »Bekränzt mit Laub etc.« bis auf die Gegenwart erhalten. – b) Johann Anton, Sohn des vorigen, geb. 6. Okt. 1775 in Offenbach, gest. daselbst 6. April 1842, Schüler von Ferd. Fränzl (Violine) und Vollweiler (Komposition), übernahm nach dem Tode seines Vaters die Verlagsfirma in Offenbach, die er besonders durch den Ankauf von Mozarts Nachlaß (1799) außerordentlich hob. Als Komponist überragt er seinen Vater (Messen, Psalmen, Instrumentalwerke), machte sich aber auch einen Namen als Theoretiker mit seinem (nicht beendeten) »Lehrbuch der Tonsetzkunst« (Offenb. 1832–43, 2 Bde.; neue gekürzte Ausgabe von H. Henkel, 1875). A. war auch der erste, der (1803) Senefelders Idee, die Lithographie beim Notendruck zu gebrauchen, in größerm Umfang ausführte.

2) Christian Karl, Pädagog und Landwirt, geb. 20. März 1763 in Hildburghausen, gest. 19. Febr. 1831 in Stuttgart, war Lehrer in Schnepfenthal, seit 1798 Schuldirektor in Brünn und gab hier das »Patriotische Tageblatt« (Brünn 1800–1805, 10 Bde.), den »Hesperus« (Prag 1809–20 u. Stuttg. 18211831) und den »Nationalkalender« (Prag 1810–24) heraus. 1812 wurde er erster Wirtschaftsrat des Fürsten Salm in Brünn und 1821 Sekretär bei der Zentralstelle des Landwirtschaftlichen Vereins und Redakteur der »Landwirtschaftlichen Zeitschrift« in Stuttgart. Er gab noch heraus »Ökonomische Neuigkeiten« (Prag 1811–31) mit Bechstein, später mit Blasche: »Gemeinnützige Spaziergänge auf alle Tage im Jahr« (Braunschw. 1790–95, 10 Bde.), die »Kompendiöse Bibliothek der gemeinnützlichen Kenntnisse« (Halle 1790–98, 120 Hefte).

3) Emil, Forstmann, Sohn des vorigen, geb. 1. März 1790 in Schnepfenthal, gest. 26. Febr. 1869 in Kisber (Ungarn), war fürstlicher Forstbeamter, später Administrator der Odescalchischen und Batthyanyschen Herrschaften in Ungarn. Er stellte zuerst das als österreichische Kameraltaxe bekannte Forstabschätzungsverfahren genauer dar und schrieb: »Versuch einer zeitgemäßen Forstorganisation« (Prag 1824, 2. Aufl. 1830), »Einfachste, den höchsten Ertrag und die Nachhaltigkeit sicherstellende Forstwirtschaftsmethode« (das. 1832) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 501.
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