Antonĭus [2]

[596] Antonĭus, Name zweier Heiligen: 1) A. der Große, geb. um 250 zu Koma in Mittelägypten, gest. 356, verteilte, etwa 20 Jahre alt, sein Vermögen unter die Armen, verließ die Welt und lebte, die Einsamkeit bis zum äußersten steigernd, im Kampfe mit versucherischen Dämonen, zuerst in einer Grotte, dann in einer Ruine. So ist er der eigentliche Vater des ägyptischen Anachoretentums (s. Anachoreten) geworden. Zweimal erschien er in Alexandria: 311 in der Christenverfolgung Maximins, Jahrzehnte später in den arianischen Wirren. In die Wüste zurückgekehrt, die sich inzwischen mit Verehrern, Hilfesuchenden und Nachahmern bevölkert hatte, zog er sich völlig in die Verborgenheit zurück. Sein Leben beschrieb Athanasius. Die gegen die Echtheit dieser Vita Antonii von Weingarten (»Der Ursprung des Mönchtums«, Gotha 1877) geltend gemachten Zweifel sind unbegründet. Vgl. Hase in den »Jahrbüchern für protestantische Theologie« (1880); Zöckler, Askese und Mönchtum (Frankf. 1897).

2) A. von Padua, geb. 1195 aus vornehmem portug. Rittergeschlecht zu Lissabon (eigentlicher Name wahrscheinlich Ferdinand Martini), gest. 13. Juni 1231, ward 1220 Minorit und durchzog als gewaltiger Bußprediger Südfrankreich und Oberitalien. Als strenger Asket und Haupt der Spiritualen (s. Franziskaner) bekämpfte er die Milderung der Ordensregel durch Elias von Cortona. Gregor IX. sprach ihn 1232 heilig; Gedächtnistag der 13. Juni. Ihm zu Ehren wird in Rom 17.–25. Jan. das Fest der Tierweihe gefeiert, nach der Legende, daß die Fische seiner Predigt lauschten, als die Menschen ihn nicht hören wollten. Besondere Verehrung genießt der Heilige im dritten Orden des heil. Franziskus und gilt heute mehr als je als der Helfer für die kleinen Nöte des Lebens und des Hauses. Eine moderne Form dieser Devotion sind die seit 1893 in Frankreich (neuerdings auch in Deutschland) aufgekommenen Gaben für das Brot des heiligen A. (Antoniusbrot), d.h. Gaben zur Speisung der Armen, durch die man den Heiligen zur Erfüllung aller geistlichen und zeitlichen Anliegen zu bestimmen sucht. Seine mystischen und asketischen Schriften erschienen Paris 1641 zusammen mit denen des heil. Franziskus. Sein Leben beschrieben de Azevedo (2. Aufl., Bologna 1790), Salvagnini (Turin 1887) und kritisch Lempp in der »Zeitschrift für Kirchengeschichte« (1890–92).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 596.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: