Asinĭus Pollĭo

[876] Asinĭus Pollĭo, Gajus, röm. Feldherr und Staatsmann, Redner, Geschichtschreiber und Dichter, geb. 76 v. Chr., gest. 4 n. Chr., schloß sich im Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus an erstern an, überschritt mit ihm 49 den Rubico, nahm sodann an dem Kriege Curios in Afrika teil, nach dessen Niederlage durch König Juba er die Überreste des Heeres rettete, wohnte der Schlacht bei Pharsalos, dem Afrikanischen und Spanischen Kriege bei, war 47 Volkstribun, 45 Prätor und hierauf Statthalter im jenseitigen Spanien. Nach Cäsars Ermordung nahm er Partei für Antonius und für die Triumvirn, verwaltete als Legat das transpadanische Gallien, wo er sich des durch die Ackerverteilungen bedrängten Vergil hilfreich annahm, bekleidete 40 das Konsulat und führte 39 Krieg gegen die Parthiner in Illyrien, wobei er auch die Stadt Salonä in Dalmatien eroberte. Seitdem widmete er sich, mit Antonius zerfallen und als Republikaner zu stolz, um auf die Versuche Octavians, ihn in das öffentliche Leben zurückzuziehen, einzugehen, hauptsächlich literarischen Interessen und Bestrebungen und übte als scharfer Kritiker und als Beschützer junger Talente einen großen Einfluß aus. Ferner gründete er aus der dalmatischen Beute die erste öffentliche Bibliothek zu Rom im Vorhof des Tempels der Freiheit auf dem Aventinischen Berg und legte eine allgemein zugängliche reiche Kunstsammlung an. Von seinen zahlreichen Werken hat sich keins erhalten. Den meisten Ruf genossen seine Reden, die nach Quintilian durch Reinheit und Bestimmtheit des Ausdrucks, Gedankenreichtum und Lebhaftigkeit sich auszeichneten, aber ohne ciceronianische Anmut waren (Fragmente in H. Meyers »Oratorum roman. fragmenta«, S. 487 ff., Zür. 1842). Ferner schrieb er eine Geschichte der Bürgerkriege vom ersten Triumvirat (60) an, vielleicht bis 42 reichend, denen Tüchtigkeit der Gesinnung, Selbständigkeit des Urteils und kerniger Ausdruck nachgerühmt wird (Fragmente bei Peter, Histor. roman. fragmenta, S. 262 ff.). Auch verfaßte er Tragödien u. Epigramme. Vgl. Thorbecke, De Asinii vita et scriptis (Leiden 1820); Aulard unter gleichem Titel (Par. 1877); Kornemann, Die historische Schriftstellerei des A. P. (Leipz. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 876.
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