Astrachán [1]

[2] Astrachán, ein Gouvernement Ostrußlands, grenzt im O. an das Gebiet der Uralischen Kosaken, im W. an das Donische Gebiet, im N. an die Gouvernements Saratow und Samara, im S. an das Kaspische Meer und das Gouv. Stawropol und hat einen Flächeninhalt von 236,531 qkm (4295 QM.). Das ganze Gouvernement bildet eine Tiefebene mit zahlreichen Salzsteppen; nur im W. ziehen sich von N. nach S. die bis zu 160 m ansteigenden Ergenihügel, welche die Wasserscheide zwischen Don und Wolga bilden. An Flüssen kommt nur die Wolga mit ihren zahlreichen Nebenarmen und ihrem mächtigen Delta in Betracht, die das ganze Gouvernement von NW. nach SO. durchfließt. Das Delta besteht aus ca. 200 Armen, von denen der für die Schiffahrt wichtigste der Bachtemir ist. Sehr reich ist A. an Landseen von meist großem Salzgehalt, die 678 qkm bedecken. Die wichtigsten sind der Baskuntschak- und der Eltonsee (s. d.). Das Klima von A. bietet die größten Gegensätze: der Winter bringt, namentlich bei Nord- und Nordostwinden, große Kälte, bis -36°; im Sommer herrscht drückende Hitze und Dürre. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9,1°. 1897 zählte man 1,002,316 Einw., also 4 Einw. auf 1 qkm. Davon entfielen auf die in der westlichen Steppe nomadisierenden Kalmücken 138,980, auf die ebenfalls nomadischen Bewohner der Kirgisensteppe (östlich von der Wolga) 237,520. Die erstern sind fast durchgehends Buddhisten, letztere bekennen sich zum Islam. Auch unter der seßhaften Bevölkerung gibt es zahlreiche Mohammedaner (ca. 40–50,000), namentlich Tataren und Perser. Ein wichtiges Bevölkerungselement bilden die Armenier, meist dem besser situierten Handelsstand angehörig. Die russische Bevölkerung gehört in der Mehrzahl zum großrussischen Zweig. Das Gouv. A. eignet sich nach Bodenbeschaffenheit und Klima wenig für den Ackerbau, der daher nur von geringer Bedeutung ist. Nur im N., im Zarewschen Kreise, wird Weizen über den eignen Bedarf angebaut und zur Ausfuhr gebracht. Günstiger sind die Bedingungen für den Gemüse- und Obstbau, der viel betrieben wird. Bekannt sind namentlich die Arbufen von A. Hauptnahrungs- und Erwerbszweige sind Viehzucht und Fischerei. Man zählte 1887 über 3 Mill. Stück Vieh, davon 226,292 Pferde, 766,320 Rinder, 2,247,556 Schafe, 43,299 Ziegen und 66,035 Kamele. Von größter Bedeutung ist die Fischerei (s. den folg. Artikel), insbes. im Wolgadelta. Ungeheure Mengen von Fischen werden jährlich auf den Markt von Nishnij Nowgorod gebracht und von dort durch das ganze Reich versendet. Die Salzausbeute (besonders aus den reichen Lagern bei Baskuntschak und aus dem Eltonsee) lieferte 1897: 3,2 Mill. metr. Ztr. Die Industrie ist von geringer Bedeutung und arbeitet lediglich für den örtlichen Bedarf. Der Handel ist ansehnlich, aber in der Stadt A. konzentriert (s. unten). An Eisenbahnen gibt es im Gouvernement nur die kleine Bahn vom Baskuntschaksee bis Wladimirowka (54 km), die für den Salztransport bestimmt ist. Eingeteilt ist das Gouvernement in die fünf Kreise A., Jenotajewsk, Krasnoijar, Tschernyj-Jar, Zarew.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 2.
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