Astrachan [1]

[854] Astrachan, 1) russisches Gouvernement, ein Theil des alten Khanats gleiches Namens; 2860 QM., 205,975 Ew., u. zwar Russen, Armenier, Grusiner, Griechen, Perser, Hindus, Khiwenser u. Turkomanen, Tataren, Kirgiskaisaken u. Kalmücken, von denen Letztere bes. Viehzucht, die übrigen Handel u. Fischfang treiben; getheilt in 5 Kreise; Klima angenehm, baldiger Frühling, heißer Sommer; Beschäftigung: Viehzucht, Fischfang (Hausen, Störe, Seehunde), Feldbau (gering), Gartenbau (viel Gemüse), etwas Weinbau (seit 1613), Verfertigung von Leder u. Seife, Salz, Salpeter u. dgl., Reichthum von Salzseen. 2) Kreis hier, im Jahr 1850 mit 56,770 Ew., an den Armen der Wolga u. dem Kaspischen Meer, mit viel Salzpfützen u. Seen. 3) (sonst Adschotargan), Hauptstadt hier, auf Dolgoi Ostrow, einer Insel der Wolga, die nie überschwemmt wird, Sitz eines Militär-Civilgouverneurs, des griechisch-russischen Erzbischofs von A. u. Ienetajewsk, eines armenisch-gregorianischen Erzbischofs, einer lamaïtischen geistlichen Verwaltung, Domainenhof, Medicinalverwaltung, [854] Curatel-Gefängnißcomité, 37 Kirchen, worunter eine schöne Kathedrale, Seminar, Gymnasium, viele andere Unterrichtsanstalten, viele Fabriken, Warwaziikanal, große Kaufhöfe, Werfte, Zollamt, Hafen, Fisch- u. Seehundsfang, bedeutender Handel, bes. mit Fischwaaren; hat Festung (Kreml), diese aber u. die Stadtmauern sehr verfallen, im Jahr 1849 44,798 Ew. – Die Stadt A. ist schon lange bekannt. Die arabischen Schriftsteller des 10. Zahrh. kennen bereits die Handelsfahrten morgenländischer Kaufleute aus dem Kaspischen Meere auf der Wolga, bis tief ins Innere des Reichs. Die abendländischen Reisebeschreibungen des Mittelalters sprechen von A., bei ihnen Citracan genannt, als von einem bedeutenden Handels- u. Durchgangsplatze morgenländischer Erzeugnisse u. Fabrikate. A. ward im 16. Jahrhundert von den Russen erobert u. lag damals höher am Ufer der Wolga hinaus. In der Mitte des 16. Jahrh. ward die Stadt an ihren gegenwärtigen Ort verlegt, 1670 von dem Rebellen Stenka Rasin genommen, 1705 von den Strelitzen hart gedrückt, 1719 von den Persern geplündert u. 1767 durch Brand zum Theil eingeäschert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 854-855.
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