Benlliure y Gil

[636] Benlliure y Gil (spr. -i chil), José, span. Maler, geb. 1855 in Valencia als der Sohn eines Malers, von dem er den ersten Unterricht erhielt, kam im 14. Jahr nach Madrid, wo er sich bei Francisco Domingo weiter ausbildete, und ging 1878 nach Rom, wo er seitdem seinen Wohnsitz behalten hat. Er behandelt in seinen Bildern, die eine zu höchstem Raffinement ausgebildete Virtuosität des Kolorits im Verein mit realistischer Lebendigkeit der Darstellung zeigen, teils Szenen aus dem spanischen Volksleben, teils phantastische Motive, die bisweilen auf eine die Nerven erregende Wirkung ausgehen. Für ein großes Bild dieser Gattung: eine Vision im Kolosseum, ein gespenstisches Nachtstück, auf dem der letzte der in der Arena getöteten Märtyrer den ihn im Reigentanz umschwebenden Geistern der Schicksalsgefährten predigt, erhielt B. auf der Münchener Kunstausstellung von 1888 eine erste Medaille. Nach einer ähnlichen spukhaften Wirkung bei düsterer Färbung strebte er auf dem figurenreichen Bilde: der Hexensabbat und auf dem Kolossalbilde: das Tal Josaphat (1900) mit der Schar der Gläubigen, die dem am Himmel erscheinenden Kreuz entgegenschweben. In seinen Darstellungen aus dem Volksleben, von denen der Karneval in Rom, die Verteilung der Preise im Kinderasyl und der Marienmonat in Valencia (in der Neuen Pinakothek zu München), die Heimkehr vom Felde, vor dem Stiergefecht, die Katechismuslehre und das Fest der Madonna die hervorragendsten sind, entfaltet er ein reiches, blühendes Kolorit und eine große Mannigfaltigkeit und Feinheit in der Individualisierung der Figuren aus allen Volksklassen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 636.
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