Boisserée

[169] Boisserée (spr. bŭass'rē), Sulpice, geb. 2. Aug. 1783 in Köln, gest. 2. Mai 1854 in Bonn, und sein Bruder Melchior, geb. 23. April 1786 in Köln, gest. 14. Mai 1851 in Bonn, zwei um die Kunstgeschichte verdiente Gelehrte, insbes. bekannt durch die nach ihnen benannte Gemäldesammlung. Auf einer Reise nach Paris (1803) bildeten sie an den dort aufgehäuften Kunstschätzen und durch die Vorlesungen Fr. Schlegels, der sich damals in Paris befand, über Philosophie und schöne Literatur ihren Kunstsinn aus. Da sie der Anblick der im Museum aufgestellten altdeutschen Gemälde[169] an ähnliche in ihrer Heimat erinnerte, so bewogen sie Schlegel, sie 1804 nach Köln zu begleiten, wo sie unter seiner Leitung die aus den Kirchen und Klöstern verschleuderten Kunstschätze zu sammeln anfingen. Zu gleichem Zweck bereisten sie die Niederlande und die Rheingegenden und ließen 1810 ihre ganze Sammlung nach Heidelberg bringen. Seit 1818 war ihnen vom König von Württemberg ein geräumiges Gebäude zur Benutzung angewiesen, worin 1819 die Sammlung zuerst vollständig aufgestellt wurde. Ferner veranstaltete man lithographische Nachbildungen der vorzüglichsten Werke, die 1821–34 in 38 Lieferungen erschienen. Die Sammlung umfaßte mehr als 200 Gemälde aus dem 14., 15. und 16. Jahrh. und entriß namentlich die niederrheinischen Meister der Vergessenheit. 1827 kaufte König Ludwig I. von Bayern die Sammlung für 360,000 Mk. an und ließ sie der Pinakothek einverleiben. Infolge dieses Kaufes wählten die Brüder B. München zu ihrem Aufenthaltsort. Sulpice B. hat sich außerdem noch durch seine Forschungen über die alte Kirchenbaukunst ein großes Verdienst erworben. Um den Kölner Dom vollständig bildlich darzustellen, unternahm er seit 1808 sorgfältige Messungen und zeichnete die Entwürfe, die er durch den Maler Fuchs in Köln ausführen ließ. Das Werk erschien u. d. T.: »Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln« (Stuttg. 1823 bis 1832, 2. Aufl. 1842). Früher schon zum Oberbaurat ernannt, erhielt Sulpice B. 1835 die Stelle eines Generalkonservators der plastischen Denkmäler Bayerns. 1845 siedelten die Brüder nach Bonn über, da der König von Preußen dem ältern Veranlassung geben wollte, seine Kunsterfahrungen dem Bau des Kölner Doms zu gute kommen zu lassen; zugleich wurde Sulpice B. zum Geheimen Hofrat ernannt. Die Selbstbiographie und den Briefwechsel von Sulpice gab seine Witwe heraus: »Sulpiz B.« (Stuttg. 1862, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 169-170.
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