Brand [7]

[312] Brand, 1) Adam, Reisender, aus Lübeck, kam als Kaufmann jung nach Moskau, von wo er 1692 bis 1694 eine russische Gesandtschaft nach China begleitete. Später lebte er als preußischer Kommerzienrat in Königsberg. König Friedrich I. übertrug ihm eine Gesandtschaft an den persischen Hof, deren Ausführung jedoch durch den Tod des Königs (1713) vereitelt wurde. Die Beschreibung seiner chinesischen Reise etc. erschien zuerst Frankfurt 1697 (vermehrt Berl. 1712, zuletzt Lübeck 1734) und ist ins Holländische, Französische und Englische übersetzt worden.

2) Henry Bouverie William, Lord Hampden, engl. Parlamentarier, geb. 24. Dez. 1814, gest. 14. März 1892, jüngerer Sohn des 22. Lords Dacre, ward 1846 Privatsekretär von George Grey und 1852[312] ins Unterhaus gewählt, wo er sich der liberalen Partei anschloß. 1855–58 war er einer der Lords des Schatzes und vom Juni 1859 bis zum Juli 1866 Sekretär des Schatzamtes. Daneben fungierte er als erster »Einpeitscher« (whip) der liberalen Partei, und 1872 wurde er zum Sprecher des Unterhauses gewählt. Trotz seiner liberalen Parteianschauungen erwarb er sich durch seine unparteiische Geschäftsführung so sehr die Anerkennung auch der Gegner, daß er 1874 von der konservativen Mehrheit des neuen Parlaments einstimmig wiedergewählt wurde. 1884 legte er sein Amt nieder und ward zum Viscount Hampden ernannt.

3) Ernst, Mediziner, geb. 2. Jan. 1826 zu Feuchtwangen in Franken, gest. 8. März 1897 als Arzt in Stettin. Er wies in seiner Arbeit »Die Hydrotherapie des Typhus« (Stettin 1861) nach, daß letzterer bei Kaltwasserbehandlung, für die B. eine bestimmte Methode angab, seine Schrecken verliere. Die Brandsche Methode bewährte sich namentlich bei schweren Epidemien in Kasernen, so daß in Preußen die Sterblichkeit der Armee an Typhus von 25 Proz. auf 8 Proz., in Bayern auf 4,7 Proz. sank.

4) Jan Hendrik, Präsident des frühern Oranje-Freistaats, geb. 1833 in Bloemfontein, gest. 15. Juli 1888 in Kapstadt, studierte in England und wurde in seiner Vaterstadt Rechtsanwalt. 1866 zum Präsidenten der Republik gewählt, förderte er ihr Wohl so, daß er fünfmal wiedererwählt ward, zum letztenmal 1884 auf fünf Jahre. 1876 besuchte er England auf Einladung Lord Carnarvons, um der Konferenz beizuwohnen, die über eine Konföderation der südafrikanischen Staaten beriet. Der Volksraad des Oranje-Freistaats war gegen eine solche Konföderation; B. sprach sich deshalb dagegen aus, und damit fiel der Plan. Den im Dezember 1880 ausgebrochenen Streit zwischen Transvaal und England legte B. durch eine erfolgreiche Friedensvermittelung bei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 312-313.
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