Chamäleon

[866] Chamäleon (Chamaeleon Daud., hierzu Tafel »Chamäleon«), Eidechsengattung aus der Familie der Chamäleons (Chamaelontidae), Tier mit hohem, sein ich stark zusammengedrücktem Körper, schneidig bogiger Rückensirste, kantigem Kopf, sehr kurzem Hals, magern Beinen, fünf Zehen, von denen je zwei und drei miteinander verwachsen sind und sich gegenüberstehen, kräftigem, aufrollbarem Schwanz und chagrinartiger Haut. Die großen Augen werden von starken Lidern kapselartig umschlossen. so daß nur für die Pupille eine Öffnung bleibt, und sind unabhängig voneinander beweglich. Die Zunge kann blitzschnell 10 cm und mehr vorgeschnellt werden, ist an der Spitze knopfförmig verdickt und klebrig. Die Haut zeigt einen eigentümlichen, vom Lichtreiz abhängigen, aber auch der Willkür des Tieres unterworfenen Farbenwechsel, der durch wechselnde Ausbreitung und Lagerung zweier verschiedener Pigmentschichten unter der dünnen Oberhaut hervorgebracht wird. Die obere Schicht ist hellgelblich, die tiefer liegende dunkelbraun bis schwarz. Die Gattung begreift ca. 55 wesentlich auf Afrika beschränkte Arten. Das gemeine C. (C. vulgaris Daud., s. Tafel), 25–30 cm lang, findet sich in Südspanien, Nordafrika, in Vorderasien, auf Cypern, Samos, Chios, lebt gewöhnlich in kleinern Gesellschaften auf Bäumen und Sträuchern, sitzt tagelang unbeweglich und harrt auf Insekten, Spinnen, Asseln, die es durch Hervorschnellen der Zunge erjagt. Gewöhnlich sehr ruhig, ist das C. doch erregbar, bläst sich dann auf, wobei es durchscheinend wird, zischt und sucht zu beißen. Es[866] kann sehr lange hungern, weniger lange dürsten. Früher glaubte man. das Tier könne beliebig seinem Körper die Farbe des Gegenstandes, auf dem es gerade sitze, geben; indes vermag es nur eine gewisse Reihe von Farben anzunehmen. In der Regel sieht das Tier grünlich aus, und in dem Farbenwechsel, der stets allmählich, nie auf einmal vor sich geht, erscheinen die Übergänge von Bronze durch Gelbgrün bis Blaugrün und die Schattierungen und Übergänge jeder dieser Farben durch Grau, Schwarz, Weiß, Fleischfarben, Rostbraun, Violett, Blaugrau, außerdem noch Schillerfarben. Alle Farbenveränderungen geschehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Das Weibchen legt etwa 30 Eier in eine Grube, die es sorgfältig mit Erde füllt und mit Blättern etc. bedeckt. In der Gefangenschaft dauert es nur bei besonders guter Pflege (gleichmäßige Temperatur von 27–35°, Luftfeuchtigkeit, reichliche Nahrung und Trinkgelegenheit) aus, am besten in Gewächshäusern. In Spanien findet man es nicht selten in der Stube zum Wegfangen der lästigen Fliegen. Man hält es für das Tinschemeth der Bibel (3. Mos. 11,30).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 866-867.
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