[615] Delorme (spr. dölórm'), 1) (De L'Orme) Philibert, franz. Architekt, geb. um 1510 in Lyon, gest. 8. Jan. 1570 in Paris, kam mit 14 Jahren nach Rom, wo er die antiken Baudenkmäler studierte. Als er 1536 nach Frankreich zurückkehrte, wurde er vom Kardinal du Bellay nach Paris berufen und später zum königlichen Architekten und Rat ernannt. Er erbaute das Rundell zu Fontainebleau, die Schlösser zu Anet und Meudon, den korinthischen Portikus an der Kapelle von Villers-Cotterets, das Grabmal der Valois an der Kirche von St.-Dents. Ferner entwarf er 1564 im [615] Auftrag der Königin Katharina von Medici die Pläne zu den Tuilerien, die indessen nur z. T. von ihm ausgebaut wurden. L. war einer der ersten französischen Architekten, welche die Gotik in ihrem Vaterlande durch die Frührenaissance ersetzten. Er gab heraus: »Nouvelles inventions pour bien bastir, etc.« (Par. 1561); »Le premier tome de l'Architecture de Philibert D.« (das. 1567). Vgl. Berty, Les grands architectes français de la renaissance (Par. 1860); Lübke, Geschichte der französischen Renaissance (2. Aufl., Stuttg. 1885); Vachon, Philibert de L'Orme (Par. 1887); Geymüller, Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Stuttg. 1898).
2) Marion, berühmte franz. Kurtisane, geb. 3. Okt. 1613 in Blois aus einer bürgerlichen Familie, gest. 2. Juli 1650, kam früh nach Paris, wo sie eine bedeutende Erbschaft antrat, war zuerst die Geliebte des Dichters Desbarreaux und fesselte durch ihre Anmut Cinq-Mars, den Günstling des Königs; doch huldigten ihr auch andre vornehme Personen (unter andern die Prinzen Condé und Conti). Zur Zeit der Fronde hielten die Anhänger der unzufriedenen Prinzen ihre Zusammenkünfte bei ihr. Nach der Verhaftung der Prinzen Condé und Conti sollte auch sie in den Kerker geworfen werden, starb aber plötzlich. Dieser geschichtlichen Tatsache gegenüber meldet die Sage, D. habe das Gerücht ihres Todes selbst verbreitet, um glücklich nach England zu entkommen, sei später zurückgekehrt und habe, nachdem sie drei Männer, darunter einen Räuberhauptmann, geheiratet, bis 1706 (nach andern gar bis 1741) gelebt. Alfred de Vigny hat ihre Schicksale in dem Roman »Cinq-Mars« (1826), Victor Hugo in dem Drama »Marion de Lorme« (1829) bearbeitet.
3) Pierre Claude François, franz. Maler, geb. 28. Juli 1783 in Paris, war Schüler Girodets, bildete sich in Rom nach Raffael und Michelangelo und starb 8. Nov. 1859 in Paris. Seine bedeutendsten Schöpfungen sind: der Tod Abels, der Tod Leanders, Hero und Leander, die Erweckung der Tochter Jaïri; ferner Wandmalereien in den Kirchen St.-Gervais, St.-Eustache und Notre-Dame de Lorette in Paris. D. war ein Vertreter der akademischen Richtung der Davidschen Schule.