[365] Edelkoralle (Corallium rubrum), eine Art aus der Familie der Rindenkorallen (Gorgoniden), bildet[365] verästelte Stämmchen bis zur Höhe eines Meters und hat ein rotes Skelett aus Kalk, das von einer weichen Masse überzogen ist, die den gemeinschaftlichen Boden für die vielen zu einer Kolonie vereinigten Polypen darstellt (s. Tafel »Aquarium I«, Fig. 27, und Tafel »Korallen I«, Fig. 13; vgl. Artikel »Korallpolypen«). Die E. findet sich im Mittelmeer und im Adriatischen Meer und wird besonders an den Küsten von Italien, Algerien, Tunis und Tripolis auf Bänken in einer Tiefe zwischen 40 und 100 Faden mit Schleppnetzen oder einem Holzkreuz gefischt, das mit Quasten die Korallen vom Boden losreißt und sie in die Quasten verwickelt. In der Korallenfischerei sind jährlich etwa 500 Fahrzeuge und 4000 Mann beschäftigt, die 50160,000 kg Korallen im Werte von etwa 47 Mill. Mk. liefern sollen. Die Hauptfundstätten sind für Italien die Küsten Sardiniens und Siziliens. An den Küsten von Algerien, Tunis und Tripolis ist die Ausbeute 10,00040,000 kg. Spanische Korallenfischer gewinnen bei den Balearen und den Inseln des Grünen Vorgebirges 12,000 kg. Der Gesamtertrag der Korallenfischerei im Mittelmeer, nach verschiedenen Schätzungen auf 80200,000 kg jährlich angegeben, wird namentlich in Torre del Greco bei Neapel und in Genua auf Schmucksachen verarbeitet. Die feinste Ware ist blaßrot, die dunklern Sorten werden bisweilen mit Wasserstoffsuperoxyd gebleicht. Auch der Abfall bei der Bearbeitung wird noch zu Perlen verkittet in den Handel gebracht. Durch langes Liegen am Meeresgrunde wird die E. schwarz, doch gehört die sogen. schwarze Koralle, die ebenfalls zum Schmuck dient, zur Gattung Antipathes, die weiße Koralle zur Gattung Isis. Die Griechen kannten Schmucksachen aus Korallen erst vom 7. Jahrh. v. Chr. an, benutzten sie aber wie die Römer nur wenig. Dagegen findet man mit Korallen besetzte Bronzegegenstände häufig in Gräbern des Marnedepartements aus dem 4. und dem Anfang des 3. Jahrh. vor unsrer Zeitrechnung, aber nicht aus jüngerer Zeit. Im »Periplus vom Roten Meer« wird erzählt, daß gegen Ende des 3. Jahrh. die Korallen in Indien für Schmuckzwecke so stark gesucht wurden, daß alle Korallenfischereien Südfrankreichs und besonders die von Hyères für den Handel nach Indien arbeiteten, so daß keine Korallen für die Gallier übrigblieben. Vgl. Lacaze-Duthiers, Histoire naturelle du corail (Par. 1863); Simmonds, The commercial products of the sea (2. Aufl., Lond. 1883); Canestrini, Il corallo (Rom 1883).