Eisenbahnfusion

[527] Eisenbahnfusion ist die Verschmelzung der Linien zweier oder mehrerer Eisenbahnunternehmungen zu einem einheitlich verwalteten Netz. Nachdem in den ersten Anfängen des Eisenbahnwesens zahlreiche kleinere Eisenbahnunternehmungen entstanden waren, machten sich bald die Mängel einer derartigen Zersplitterung in hohen Anlage-, Betriebs- und Verwaltungskosten und in erbitterten Konkurrenzkämpfen fühlbar. Dies führte frühzeitig zu Fusionen, wobei innerhalb eines größern Eisenbahnnetzes die gesamten Dienstzweige einheitlich geregelt, die Zugverbindungen und Anschlüsse verbessert, durchgehende Züge und direkte Tarife eingerichtet, die Betriebsanlagen vereinfacht und gleich dem Personal und den Betriebsmitteln wirtschaftlicher ausgenutzt werden können. Hierdurch wird eine Verminderung der Betriebs- und Verwaltungskosten erreicht und eine Verbilligung der Beförderung ermöglicht. Ungünstige wirtschaftliche Wirkung können die Eisenbahnfusionen dadurch haben, daß sie einen bis dahin vorhandenen Wettbewerb aufheben und für die fusionierten Linien ein Monopol (s. Eisenbahnmonopol) schaffen. Doch wird dies auch auf anderm Wege (s. Eisenbahnverbände) erreicht. Die Neigung zur Bildung großer, einheitlich verwalteter Bahnkomplexe durch E. ist in allen Ländern hervorgetreten.

Tabelle

In den Ländern mit vorherrschendem Staatsbahnsystem, Deutschland, Belgien, Skandinavien, neuerdings auch Österreich-Ungarn, haben die Staatsbahnen die kleinern Unternehmungen mehr und mehr in sich aufgenommen, während in England, Frankreich und Amerika, wo noch das Privatbahnsystem vorherrscht, die Eisenbahngesellschaften sich zu immer größern Unternehmungen vereinigen, deren zunehmende Macht, als Staaten im Staate, die Gesamtheit und ihre wirtschaftlichen Interessen mit ernsten Gefahren bedrohen. Die Übersicht zeigt die Zusammensetzung der zurzeit bestehenden großen Eisenbahngesellschaften in England und Frankreich aus der Fusion früherer selbständiger Unternehmungen. Vgl. Cohn, Untersuchungen über die englische Eisenbahnpolitik, Bd. 1 (Leipz. 1874); v. Nördling, Eisenbahnkonkurrenz und Eisenbahnfusionen in England (Wien 1875); v. d. Leyen, Die nordamerikanischen Eisenbahnen in ihren wirtschaftlichen und politischen Beziehungen (Leipz. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 527.
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