Engelsburg

[792] Engelsburg (Castel Sant' Angelo oder »Castello«), der ursprünglich als Grabmal des Kaisers Hadrian (Moles Hadriani) 136–139 n. Chr. errichtete, später zur Zitadelle umgewandelte Riesenbau in Rom am rechten Tiberufer, zu dem vom linken die Engelsbrücke (Ponte Sant' Angelo), 136 von Hadrian als Pons Älius erbaut, hinüberführt. Das Mausoleum besteht aus einem viereckigen Unterbau aus Travertinquadern, auf jeder Seite 104 m lang, 31 m hoch, mehr als zur Hälfte unter dem Boden; darauf erhebt sich der 73 m hohe Rundbau, der früher ganz mit Marmor bekleidet und mit vielen Statuen geschmückt war, diesen Schmuck aber verlor, als 537 das Mausoleum gegen die Goten als Festungsturm benutzt und die kostbaren Statuen auf die Stürmenden hinabgeworfen wurden. Ein spiralförmiger Gang führt zu der viereckigen zentralen Grabkammer des kaiserlichen Hauses, in der noch vier Nischen für die Sarkophage sichtbar sind; Hadrian selbst ruhte im Mittelpunkt in einem Porphyrsarg. Weiter oben liegen die im Mittelalter und später eingebauten päpstlichen Gemächer und völlig lichtlosen Gefängniszellen, in denen Kriegs- und Staatsgefangene, Verurteilte, wie Beatrice Cenci, Cagliostro u.a., schmachteten. Auf der Spitze steht eine dem Erzengel Michael erbaute Kapelle mit der Bronzestatue des Erzengels von Verschaffelt, ein Ersatz für das ursprüngliche Marmorstandbild von Montelupo, das in Erinnerung an die Pestprozession errichtet wurde, bei der Gregor d. Gr. den Erzengel sein Schwert als Zeichen des Endes der Seuche einstecken sah. Von dieser Begebenheit hat die Burg ihren jetzigen Namen. Sie wurde 998 von Crescentius gegen Otto III. verteidigt, 1379 von den Römern bis auf die noch vorhandene Masse des Rundbaues zerstört, aber durch Bonifatius IX. wiederhergestellt und durch Nikolaus V. und namentlich Alexander VI. in eine regelrechte, sehr starke Festung verwandelt. Dieser Papst verband die E. mit dem Vatikan durch einen Arkadengang, der auf der alten Mauer der leoninischen Stadt hinläuft; Urban VIII. umgab sie mit weitläufigen Außenwerken. Seit 1870 im Besitz Italiens, dient die E. gegenwärtig militärischen Zwecken. (S. Tafel »Architektur V«, Fig. 8 u. 9.) Vgl. Borgatti, Il Castel Sant' Angelo in Roma, storia e descrizione (Rom 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 792.
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