[286] Falascha, zu den Agau (s.d.) gehöriger Volksstamm in den abessinischen Landschaften Semién, Wogera, Dembea, Agaumeder, Begemeder, Lasta, Schoa. Ihre Sprache, das Huaraza oder Kuara, verfällt jetzt in Dembea, hält sich aber noch in Kuara und ähnelt einem gewissen Agaudialekt; von der hebräischen Sprache wissen und verstehen sie nichts. Ihr Gottesdienst ist ein Gemisch aus altchristlichen und israelitischen Gebräuchen; sie haben geistliche, auch weibliche Orden, unter den Kastration und übertriebenes Fasten Hauptaufgaben bilden. Ihr Abuna (Oberpriester) hat seinen Sitz in Kuara. Sie behaupten, aus Jerusalem zu stammen, daher nennen sie sich selber Falasian (Verbannte); in Wirklichkeit sind sie als echte Abessinier anzusehen, von denen sie sich im Äußern auch kaum unterscheiden, und die nur israelitische Gebräuche angenommen haben. Sie leben, wie die Mohammedaner, streng in besondern Stadtvierteln und Dörfern, treiben Ackerbau, Baumwollweberei, Maurer-, Zimmerer- und Töpfergewerbe. Als Eisenindustrielle Abessiniens sind sie in den Augen des übrigen Volkes mit unheimlichem Nimbus umgeben. Ihre Stellung in Abessinien ist gedrückt, doch spielten sie vom 9.13. Jahrh. eine große Rolle und rissen sogar die Herrschaft für einige Zeit an sich. Die Zahl der F. wird von einigen auf nur 80,000, von andern, wohl zu hoch, auf 1/4 Mill. geschätzt. Ihnen verwandt sind die von Gondar bis nach Schoa versprengten Kamant, die als Heiden gelten, da sie weniger strenggläubig sind. Vgl. Stern und Flad, Wanderings among the Falashas (Lond. 1862); Flad, Kurze Schilderung der abessinischen Juden (Basel 1869); Halévy, Le dialecte des Falachas (Par. 1873).