Fehrbellin

[381] Fehrbellin, Stadt im preuß. Regbez. Potsdam, Kreis Osthavelland, am Rhin und an der Eisenbahn Paulinenaue-Neuruppin, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Denkmal des Großen Kurfürsten, Amtsgericht, Holzpantoffelfabrikation, Torfstich und (1900) 1602 Einw. Der Fehrbelliner Kanal, eine Abzweigung von der Rhinwasserstraße nach F., ist 13 km lang u. 1,3 m tief. – F. ist besonders merkwürdig durch den Sieg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm über die Schweden 28. (18.) Juni 1675.

Kärtchen zur Schlacht bei Fehrbellin (28. Juni 1675).
Kärtchen zur Schlacht bei Fehrbellin (28. Juni 1675).

Der Kurfürst hatte durch den Überfall von Rathenow 25. Juni die Stellung der bis zur untern Havel vorgedrungenen Schweden durchbrochen. Der in Brandenburg stehende General W. Wrangel zog sich daher eiligst nach Norden zurück, um sich mit seinem von Havelberg kommenden Bruder, dem Feldmarschall G. Wrangel, zu vereinigen. Ihn vorher zu ereilen und ihn allein zu vernichten, war nun der Zweck des Kurfürsten. Er erreichte W. Wrangel auch noch diesseit des Passes von F. Derselbe hatte sich mit 4000 Reitern, 7000 Mann zu Fuß und 38 Geschützen bei Linum aufgestellt. Hier traf ihn der brandenburgische Vortrab, 1500 Reiter unter dem Prinzen von Homburg, am frühen Morgen des 28. Juni und erbat und erhielt (gegen Derfflingers Rat) vom Kurfürsten die Erlaubnis, ihn anzugreifen und festzuhalten, bis die übrige Reiterei (4200 Mann) und die 13 Geschütze herankämen. Wrangel wich nach Hakenberg zurück; die Brandenburger folgten und besetzten mit ihren Kanonen eine Anhöhe auf dem rechten Flügel des Feindes, die dessen Stellung beherrschte. Diese Höhe suchte das schwedische Fußvolk wieder zu erstürmen. Als zwei brandenburgische Regimenter wichen, stellte sich der Kurfürst an die Spitze seiner Reiterei und warf den Angriff zurück. Hierbei wurde sein Stallmeister Froben (s.d.) dicht neben ihm erschossen. Wrangel trat endlich nach großen Verlusten (2100 Mann, 10 Fahnen und Standarten) unter dem Schutz seines linken Flügels den Rückzug nach F. an, das der Kurfürst aus Mangel an Fußvolk nicht anzugreifen[381] wagte. Erst am 29. wurde die Stadt eingenommen, und der Rückzug Wrangels artete nun in wilde Flucht aus, in die auch das Korps des Feldmarschalls verwickelt wurde. Die Brandenburger hatten nur 500 Mann verloren. Zum Andenken an diese Schlacht ließ 1800 Herr v. Rochow auf Rekahn an der Landstraße von Linum ein Denkmal errichten; ein zweites Monument auf dem Schlachtfeld wurde von dem Havelländischen Kriegerverein 1857 aufgestellt. 1875 ward der Grundstein zu einem neuen Denkmal beim Dorfe Hakenberg gelegt, das 1879 eingeweiht wurde; dasselbe besteht in einem hohen, von einer Viktoria gekrönten Turm. Vgl. v. Witzleben und Hassel, Zum 200jährigen Gedenktag von F. (Berl. 1875); Schottmüller, Fehrbellin (das. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 381-382.
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