Forcade la Roquette

[755] Forcade la Roquette (spr. -kād' lă rokett'), Jean Louis Victor Adolphe de, franz. Minister, geb. 8. April 1820 in Paris, gest. 15. Aug. 1874, Halbbruder des Marschalls Saint-Arnaud, wurde Advokat in Paris. Unter dem zweiten Kaiserreich stieg er in der Finanzverwaltung zu den höchsten Würden und ward 28. Nov. 1860 Finanzminister. Als solcher wirtschaftete er sehr sorglos, so daß die schwebende Schuld zu einer erstaunlichen Höhe anwuchs. Deshalb 14. Nov. 1861 als Finanzminister durch Fould ersetzt, ward er zum Senator, 1863 zum Vizepräsidenten des Staatsrats ernannt. 1867 übernahm er die Portefeuilles des Ackerbaues, der öffentlichen Arbeiten und des Handels und im Dezember 1868 das des Innern. Hier machte er sich durch reaktionäre Gewaltpolitik so verhaßt, daß sein Versuch, dem Kaiser auch auf eine liberalere Bahn als Ministerpräsident zu folgen, scheiterte; am 27. Dez. 1869 wurde sein Kabinett entlassen. Nach dem Sturze des Kaiserreichs ließ er sich in verschiedene finanzielle Unternehmungen ein, sah sich mit bedeutenden Verlusten bedroht und entzog sich den daraus erwachsenden Verlegenheiten durch Selbstmord.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 755.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika