Frauenbünde

[37] Frauenbünde (Frauenhäuser). Als Seitenstück zu den Geheimbünden und geheimen Gesellschaften der Männer und den Männerhäusern (s.d.) haben sich bei vielen Naturvölkern Organisationen von Angehörigen des weiblichen Geschlechts herausgebildet, die jenen männlichen Organisationen gegenüber ein soziales Gegengewicht bilden, gleichzeitig aber den Mitgliedern des Frauenbundes eine bevorrechtete Stellung den andern Frauen des Stammes gegenüber sichern sollen. Schwache Anfänge solcher F. lassen sich bereits in den gemeinsamen Mädchenschlafhäusern vieler Naturvölker, so der Igorroten auf den Philippinen, der Naga in Nordbirma, besser noch in den Versammlungs- und Klubhäusern Mikronesiens, wo auf den Palauinseln dem Klöbbergöll (s. Männerhäuser) der Männer ein Klöbbergöll der Frauen entspricht, erblicken; ihre Hauptausbildung finden die F. indessen in Gestalt der Klubs und Geheimbünde, die im Aufbau denen der Männer ganz ähneln, nur daß sie weniger häufig und schlaffer organisiert sind; außerdem treten sie an Bedeutung erheblich hinter jenen zurück. So entspricht auf den Banksinseln in Melanesien dem Suqe genannten Klub der Männer ein ebensolcher Suqe der Frauen, der wie jener in Grade geteilt ist und dessen Mitgliedschaft den gewöhnlichen Frauen gegenüber erhebliche Vorteile verheißt. Auch im nordwestlichen Nordamerika bestehen unter den Kwakiutl und deren Nachbarn F., deren Namen, Festlichkeiten und Zeremonien denen der Männer ebenfalls entlehnt worden sind. Wirkliche Ausdehnung und Bedeutung haben die F. nur in Afrika erlangt; der Hauptzweck ist hier neben der Feier der Mädchenweihe die Eindämmung der Übermacht männlicher Geheimbünde, dann aber stehen die Mitglieder einiger F., so die des Njembe, im Rufe, Diebe entdecken und Geheimnisse enthüllen zu können. Die bekanntesten F. sind ein solcher bei den Susu im westlichen Oberguinea, dann ein Dschengu genannter Bund im nördlichen Kamerun und der bei den Mpongwe und Bakalai im Gebiet des Ogowe verbreitete Njembe. Der Weiberbund Dschembu umfaßt nur freie Frauen, die sich einer Geheimsprache befleißigen; er widmet sich anscheinend dem Kultus einer Wassernixe. Der Njembe veranstaltet Feste und Umzüge im Wald; in ihn können junge Mädchen bereits im 10. oder 12. Jahr eintreten. Im Hinterland von Kamerun haben die Frauen im übrigen durch anscheinend recht umfangreiche Organisation zur Selbsthilfe gegriffen. Vgl. Frobenius, Die Masken und Geheimbünde Afrikas, in den Abhandlungen der Kaiserl. Leop. – Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, Bd. 74 (Halle 1898); Schurtz, Altersklassen u. Männerbünde (Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 37.
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