Freies deutsches Hochstift

[62] Freies deutsches Hochstift, ein Verein zur Pflege und Förderung von Wissenschaft, Kunst und höherer Bildung, hat seinen Sitz in dem (ihm zugehörigen) Geburtshaus Goethes zu Frankfurt a. M. und erstrebt die Erfüllung seiner Aufgaben namentlich durch Veranstaltung von Vorlesungen und Lehrkursen über Geschichte, Literatur, Kunst, Philosophie, Volkswirtschaft und allgemeine Naturwissenschaft, durch Unterstützung wissenschaftlicher, literarischer und künstlerischer Bestrebungen, durch Erwerbung von wissenschaftlichen Werken, Kunstgegenständen und Belehrungsmitteln u. dgl. Der Verein wurde am Tage des 100jährigen Geburtsfestes Schillers (10. Nov. 1859) hauptsächlich auf Antrieb des Geologen Otto Volger gegründet, der auch in der ersten Zeit die Stelle eines Obmanns innehatte. Wenn man jedoch von der Erwerbung des Goethehauses absieht, war in der ersten Zeit die Wirkung des Vereins nicht sehr ersprießlich, und als der reiche Frankfurter Theodor Müller (gest. 1878) dem Freien deutschen Hochstift ein beträchtliches Vermögen hinterließ, versagte die Behörde die Genehmigung zur Auszahlung des Kapitals, bis solche Satzungen vorlägen, die eine gedeihliche Gestaltung und Entwickelung verbürgten. Daraufhin entwickelte sich unter den Mitgliedern eine Reformbewegung, die 1883 zu einer vollständigen Umgestaltung führte. Die Arbeit auf den verschiedenen Gebieten ist nunmehr besondern Sektionen zugewiesen, deren Vorsitzende zusammen den Akademischen Gesamtausschuß bilden, dem unter anderm die Herausgabe der regelmäßig erscheinenden »Berichte des Freien Deutschen Hochstifts« oblag, an deren Stelle seit 1902 das »Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts« getreten ist. Eine seiner wichtigsten Aufgaben erblickt der Verein in der Pflege der Erinnerung an Goethe, Schiller und deren Zeitgenossen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 62.
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