Gallas

[277] Gallas, Matthias, Graf von Campo, Herzog von Lucera, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Kriege, geb. 16. Sept. 1584 in Trient aus einer bischöflichen Ministerialenfamilie, gest. 25. April 1647 in Wien, machte 1616 und 1617 den spanischen Feldzug gegen Savoyen mit, trat sodann in die Dienste der Liga und zeichnete sich besonders in dem norddeutschen Feldzug der Jahre 1623–28 aus. Im März 1629 trat er in kaiserliche Dienste, eroberte unter Collalto Mantua, erhielt 1631 nach der Schlacht bei Breitenfeld das Kommando eines Teils des von den Schweden geschlagenen Heeres, deckte Böhmen und wurde Ende 1631 Generalfeldzeugmeister. 1632 befehligte G. unter Wallenstein das Hauptkorps zur Vertreibung der Sachsen aus Böhmen, focht bei Nürnberg und Lützen gegen Gustav Adolf und wurde 20. Okt. 1632 Feldmarschall. Am 16. Sept. 1633 beförderte ihn Wallenstein zum Höchstkommandierenden an seiner Statt (General-Adlatus), doch gewann ihn im Januar 1634 die Hofpartei für den Sturz Wallensteins, verlieh ihm (24. Jan.) die geheime Bestallung als Oberstkommandierender an Stelle des Friedländers, nach dessen Ermordung er die Herrschaft Friedland nebst andern Gütern erhielt und dem neuen Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, dem ältesten Sohn des Kaisers, Ferdinand, zur Seite gestellt wurde. Nachdem er Regensburg zur Übergabe gezwungen hatte, errang er 6. Sept. über den Herzog Bernhard von Weimar den Sieg bei Nördlingen. 1635 drang er zwar über den Rhein, wurde aber im Februar 1636 vom Feind überfallen, zur Flucht gezwungen und entging der kriegsgerichtlichen Behandlung nur durch Vermittelung Ferdinands III., der ihm im Juni 1637 auch wieder die Kriegsleitung gegen Schweden übertrug. G. drang auch in Pommern ein, mußte aber Ende 1638 nach Schlesien und 1639 (November) nach Böhmen zurückgehen. Deshalb seines Kommandos entsetzt, erhielt G., der »Heerverderber«, 1643 doch[277] wieder das Oberkommando gegen Torstensson, folgte ihm bis nach Holstein, dann wieder nach Süden, worauf er den Oberbefehl an Hatzfeld abgeben mußte. Indes ward er 1645 nach der Schlacht bei Jankau wieder beauftragt, eine neue Armee in Prag zu sammeln, legte aber den Kommandostab bald nieder. Sein Mannesstamm erlosch 1757 mit Graf Philipp Joseph, worauf dessen Neffe und Erbe von Friedland, Freiherr v. Clam, den Beinamen G. (s. Clam) annahm.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 277-278.
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