Garofălo

[343] Garofălo (eigentlich Benvenuto Tisi), ital. Maler, geb. 1481 in Ferrara, gest. daselbst 6. Sept. 1559, lernte seit 1491 bei D. Panetti in Ferrara und begab sich 1498 auf die Wanderschaft, die ihn zu Boccaccino Boccaccini in Cremona führte. Im Januar 1499 verließ er diesen heimlich und ging nach Rom. 1501 siedelte er nach Bologna über, wo er zwei Jahre bei Lorenzo Costa blieb, kehrte aber 1504 nach Ferrara zurück und arbeitete hier mehrere Jahre mit den Brüdern Dossi zusammen. 1509 begab er sich zum zweitenmal nach Rom und schloß sich hier an Raffael an, dessen Stil er sich anzueignen bemühte. Um 1512 kehrte er wieder in seine Vaterstadt zurück, wo ihn Herzog Alfons viel beschäftigte. Obwohl eines Auges beraubt, malte er noch fort, bis er 1550 ganz erblindete. Seinen Beinamen erhielt er von der Nelke (garofalo), die er im Wappen führte. G. kommt Raffael in der Anmut der Gesichtstypen nahe, verrät aber bisweilen Mangel an Phantasie und läßt im Stile seiner Zeichnung etwas Konventionelles durchblicken, das in den Gestalten seiner spätern Bilder oft bis zur Plumpheit herabsinkt; dagegen ist sein Kolorit von Kraft und Wahrheit. Bilder von ihm finden sich in der städtischen Galerie zu Ferrara (der Kindermord, die Erweckung des Lazarus, die Gefangennehmung Christi, St. Peter Martyr und die heil. Helena, der Sieg des Neuen Testaments über das Alte, die Himmelfahrt Mariä), in München (Maria mit dem Leichnam Christi), Dresden (der Triumphzug des Bacchus und die über den Heiligen Petrus, Georg und Bernhard von Clairvaux in Wolken thronende Madonna), Berlin (Grablegung Christi, der büßende Hieronymus), Wien, London, in der Eremitage zu Petersburg (Madonna, Grablegung Christi, eine heilige Familie), Paris (zwei heilige Familien, die Madonna, das Jesuskind anbetend) u. a. O.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 343.
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