[476] Gehirngeschwülste (Tumores cerebri), die in der Gehirnsubstanz auftretenden und die von den Hirnhäuten ausgehenden Geschwülste. Die von der harten Hirnhaut ausgehenden Geschwülste gehören der Mehrzahl nach zu den Sarkomen. Sie sitzen wie eine Halbkugel an der Innenfläche der harten Hirnhaut und bilden durch Druck eine tiefe Grube an der Oberfläche des Gehirns. Die in der Gehirnmasse selbst sich entwickelnden Geschwülste beruhen meist auf einer Wucherung der bindegewebigen Bestandteile des Gehirns, bieten aber in bezug auf Farbe, Konsistenz und feinern Bau die größten Verschiedenheiten dar (Sarkome, Gliome, Myxome etc.). Sie kommen vereinzelt vor, wachsen langsam und durchwuchern bei ihrem Wachstum die Gehirnsubstanz, stören die Zirkulation des Blutes und rufen die als Gehirndruck (s.d.) bekannten Erscheinungen hervor. Auch krebsartige Geschwülste, wasserhaltige Balggeschwülste oder Cysten, Perlgeschwülste und besonders häufig syphilitische Gummigeschwülste etc. entwickeln sich im Gehirn und rufen, je nach ihrem Sitz, ihrer Größe und der Schnelligkeit ihres Wachstums, sehr wechselnde Symptome hervor. Die klinischen Erscheinungen der G. werden auch durch die Blasenwürmer des Gehirns (Echinococcus und Cysticercus) sowie durch die sackartigen Erweiterungen der Gehirnarterien (s. Aneurysma) verursacht. Die G. sind in den meisten Fällen ein hoffnungsloses Leiden. Die Behandlung kann nur in seltenen Fällen, wenn die Geschwulst an der Hirnoberfläche sich befindet und ihrem Sitz nach genau bestimmt werden kann, in Entfernung durch Operation bestehen. In andern Fällen beschränkt sie sich auf Bekämpfung der Symptome: Kongestionen sind zu vermeiden, gegen den quälenden Kopfschmerz sind örtliche Blutentziehungen (Blutegel, hinter das Ohr, im Nacken etc. angesetzt), kalte Umschläge, selbst narkotische Mittel (Morphium) anzuwenden. Bei einer syphilitischen Gummigeschwulst des Gehirns, deren Prognose wenigstens nicht absolut schlecht ist, ist sofort eine antisyphilitische Behandlung, am besten eine Schmierkur, einzuleiten. Über G. bei Tieren s. Gehirnentzündung.