Geoponĭci

[602] Geoponĭci (Scriptores rei rusticae), Gesamtbezeichnung der alten Schriftsteller, die über Landwirtschaft geschrieben haben. Die Griechen haben frühzeitig dem Land- und Gartenbau wissenschaftliches Interesse zugewendet, und schon in Sokrates' Zeit existierten Schriften über Landwirtschaft (Geoponica). Die einzige Schrift dieser Art, die sich vollständig erhalten hat, ist Xenophons »Oikonomikos«. In alexandrinischer Zeit wurde der Landbau auch mehrfach poetisch behandelt, so von Menekratos aus Ephesos und von Nikandros von Kolophon. Seit dem Untergang der hellenischen Freiheit nahm das Gefallen am Landleben und auch die Zahl der landwirtschaftlichen Schriftsteller stetig zu, besonders seit dem 2. Jahrh. n. Chr. Im 4. Jahrh. veranstaltete Vindanius Anatolius aus Berytus eine Sammlung landwirtschaftlicher Schriften und im 10. Jahrh. Cassianus Bassus aus Bithynien eine Exzerptensammlung Geoponica aus vielen Schriftstellern (Ausgaben mit latein. Übersetzung von Niclas, Leipz. 1781, 4 Bde.; von Beckh, das. 1895). Bei den Römern herrschte von jeher ein ganz besonderes Interesse für Landwirtschaft, und sie suchten sich neben den eignen Erfahrungen auch die fremder Völker nutzbar zu machen. So ließ der Senat das landwirtschaftliche Werk des Karthagers Mago, von dem auch griechische Bearbeitungen von Cassius Dionysius aus Utica und Diophanes vorlagen, nach Karthagos Zerstörung ins Lateinische übersetzen. Der älteste römische Schriftsteller über diesen Gegenstand, M. Porcius Cato Censorius, stellt in seinem Werk »De agricultura« kunstlos die Regeln zusammen, welche die altrömischen Gutsbesitzer zu befolgen pflegten. Mit Gelehrsamkeit behandelt denselben Stoff der Polyhistor M. Terentius Varro in seinen drei Büchern »De re rustica«. Poetisch verherrlicht den Landbau Vergil in seinen »Georgica«. Überhaupt beschäftigten sich im Anfang der Kaiserzeit mit diesem Zweig der Schriftstellerei angesehene Männer. Von Senecas Zeitgenossen Columella besitzen wir 12 Bücher »De re rustica«, davon das zehnte, »über den Gartenbau«, in Hexametern. Dagegen sind die landwirtschaftlichen Bücher von Celsus, die Arbeiten von Gyginus u. a. verloren gegangen. Die Landwirtschaft mit Einschluß der Botanik und Pharmakologie behandelte im 3. Jahrh. Gargilius Martialis in einem großen Werk. Gegen Ende des 4. Jahrh. verfaßte Palladius, die Lehren der Vorgänger und eigne Erfahrung in kurzem Abriß zusammenstellend, seine 14 Bücher über die [602] Landwirtschaft, davon das 14. über die Baumzucht in elegischen Distichen. Nicht lange vor Palladius stellte Vindanios Anatolios eine Exzerptensammlung aus ältern griechischen und lateinischen Geoponikern in 12 Büchern zusammen. Diese ist neben andern Quellen benutzt in den von Cassianus Bassus Scholasticus um die Mitte des 10. Jahrh. verfaßten »Geoponica«, die in 20 Büchern das Wissenswerteste aus allen Teilen der Landwirtschaft zusammenfassen (hrsg. von Niclas, Leipz. 1781, 4 Bde.; vgl. Gemoll, Untersuchungen über Quellen, Verfasser etc. der Geoponica. Berl. 1883). Sammlungen der G. latini von Gesner (Leipz. 1735, 3 Bde.; 2. Ausg. 1773) und Schneider (das. 1794–97, 4 Bde.). Vgl. Magerstedt, Bilder aus der römischen Landwirtschaft (Sondersh. 1858–63, 6 Hefte).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 602-603.
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