Goes [2]

[78] Goes, 1) (spr. chūs) Hugo van der, niederländ. Maler, geb. in Gent, bildete sich nach van Eyck, wurde 1465 Mitglied der Malergilde in Gent, deren Vorsteher er von 1473–75 war, zog sich später in das Rooden Clooster von Soignies bei Brüssel zurück und starb, in Wahnsinn verfallen, 1482 in diesem Kloster. Um sein Leben haben sich Legenden gesponnen, die vor der historischen Kritik nicht Stich gehalten haben. Von den ihm zugeschriebenen Werken ist nur eins vollkommen sicher, das im Auftrag des Agenten der Mediceer in Brügge, Portinari, gemalte Triptychon (früher[78] in Santa Maria Nuova, seit 1900 in den Uffizien zu Florenz) mit der Anbetung des Christkindes durch Madonna, Engel und Hirten, mehreren Heiligen und den Bildnissen der Stifterfamilie. Daraus ergibt sich, daß hohe technische Vollendung, Sorgsamkeit der Durchführung, Naivität in Kinderdarstellungen und ein lebhaftes dramatisches Gefühl die Vorzüge des Malers waren. Auf Grund dieses Bildes konnte ihm ein zweites zugewiesen werden, das, ebenfalls eine Anbetung des Christkindes durch die Hirten darstellend, von den Halbfiguren zweier Propheten eingefaßt, 1902 aus Privatbesitz in Madrid für das Berliner Museum erworben worden ist. Nach den neuesten Forschungen gelten auch der Tod der Maria in der Galerie zu Brügge, ein Diptychon mit dem Sündenfall und der Beweinung Christi im Wiener Hofmuseum, ein Triptychon mit der Anbetung der Könige in der Liechtenstein-Galerie zu Wien, eine Madonna im Städelschen Museum zu Frankfurt a. M. und das Bildnis des Prinzen Karl von Bourbon im Germanischen Museum zu Nürnberg als Werke von G.

2) Damião de, portug. Diplomat und Historiker, geb. 1501 in Alemquer, gest. 1573 im Kloster Batalha, kam als Knabe an den Hof des Königs Dom Manoel, studierte in Padua, wurde 1523 portugiesischer Geschäftsträger in Flandern, später am Hofe des Königs Siegmund von Polen, dann in Dänemark und Schweden. Später ließ er sich in Löwen nieder, wurde dort 1542 von den Franzosen gefangen genommen und nur gegen ein hohes Lösegeld freigelassen. 1546 wurde er vom König Johann III. als Historiograph und Archivar nach Lissabon berufen, aber später wegen ketzerischer Neigungen vor die Inquisition geladen und im Kloster Batalha interniert. Von seinen Werken nennen wir: »Deploratio lappianae gentis« (Genf 1520, Par. 1541); »Fides, religio moresque Aethiopum« (das. 1541, Köln 1574, Antwerp. 1611); »Commentarii rerum gestarum in India« (Löwen 1539); »Cronica de Dom Manoel« (Lissab. 1566 u. 1567; neue Aufl. von Lavanha, 1619 u. 1749); »Cronica do principe Dom João« (das. 1567 u. 1724). Vgl. Henriques, Ineditos Goesianos (Lissab. 1896); Vasconcellos, Goesiana (Porto 1897).

3) Bento (Benedikt) de, portug. Jesuit und Reisender, geb. 1562 auf San Miguel, einer der Azoren, gest. 11. April 1607 in Sutschou (China), kam früh als Soldat nach Indien und trat nach einem ausschweifenden Leben 1588 dem Jesuitenorden bei. Mit einer Mission nach »Cathay« betraut, zog er 1603–1605 von Lahor über Kabul und Jarkand nach Sutschou, wo er feststellte, daß Cathay und China ein und dasselbe Land seien. Von den Mohammedanern viel angefeindet, erlag er hier den Beschwerden der Reise; seine Aufzeichnungen wurden aber durch seinen Reisebegleiter, den Armenier Isaac, glücklich nach Peking gebracht und in Trigants »De christiana expeditione apud Sinas suscepta ab Societate Jesu« (Augsb. 1615) veröffentlicht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 78-79.
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