Grasland

[241] Grasland, dauernd mit Gräsern und Kräutern bewachsener Boden, der nicht wie Ackerland gepflügt wird. Je nach der vorwiegenden Benutzung des Graslandes zur Heu- und Grasgewinnung oder zur Ernährung für Weidevieh unterscheidet man Wiesen (Matten) und Weiden, doch werden Wiesen zeitweilig beweidet und Weiden unter Umständen abgemäht. Die Wiese hat außer einer wenn auch lockern Grasnarbe mit Untergräsern und Unterkräutern noch über diese emporwachsende Obergräser und Oberkräuter (Halme und Blüten). Die Weide[241] besitzt eine geschlossene Narbe, weil bei dem Abbeißen durch die Weidetiere meist nur Bodengräser, die wegen ihrer Bestockungsfähigkeit wiederholte Kürzungen vertragen, übrigbleiben. G. findet meist seinen Platz auf feuchten Grundstücken. Feuchte Niederungen, Marschen, rauhere Gebirgslagen bilden natürlich unbedingtes G. (gebornes G.); Grundstücke, deren Bodenbeschaffenheit und klimatische Lage intensivere Benutzung nicht zulassen, gelten, je mehr Arbeitskräfte fehlen und je mehr die Viehzucht bei steigenden Preisen der tierischen Produkte lohnt, als wirtschaftlich unbedingtes G. Auf niedern Kulturstufen überwiegt Graswildland, später werden zunächst die Weiden, dann auch die Wiesen vom Ackerbau und Feldfutterbau immer mehr verdrängt, bis sich schließlich diese Kulturart auf das natürlich unbedingte G. beschränkt. Es schließt dies aber nicht aus, daß die Wiesen auch heute die Quelle des Wohlstandes ganzer Länder (Lombardei, Holland, Normandie, Schweiz etc.) und einzelner Landesteile, wie des Algäus, der Kreise Eupen und Siegen und der Bocker Heide (Westfalen), sind. Die Kultur der Lüneburger Heide und der belgischen Campine ist auf die Schaffung von Wiesen gegründet. Der Wert der Wiesen für den landwirtschaftlichen Betrieb wird wesentlich gesteigert durch sachgemäße Bewässerung und sonstige Meliorationen. Mit Wiesen und Weiden sind nicht zu verwechseln andre Grasländereien, wie Wechselwiesen, Grasfelder, Egarten und Dreeschländereien, die abwechselnd als Wiese oder Weide und als Ackerland verwendet werden, sowie Futterfelder und Feldweiden oder der künstliche Anbau von Gräsern und Klee auf Ackerländereien, um ein ein- bis mehrjähriges Ackerfutterland zu schaffen, dessen Ernte im Stall verfüttert oder vom Vieh abgeweidet wird. Bei diesem Futterbau auf dem Felde werden mehrere Kleearten als Kleegemenge oder verschiedene Grasarten als Grasfeldbau, und zwar entweder vorwiegend Klee gemischt mit Gras (Kleegras) oder vorwiegend Gras gemischt mit Klee (Wechselwiesen) gemeinschaftlich auf dasselbe Feldgrundstück ausgesät. Eine besondere Form des Graslandes ist der Grasgarten, ein Stück dem Hofe nahes, mit Obstbäumen nicht zu dicht bestandenes, zum Grünabmähen bestimmtes, reichlich gedüngtes G. Vgl. Bewässerung, Futterbau, Grassamenbau, Rasen, Weide, Wiese.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 241-242.
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