Haftapparate

[608] Haftapparate (Haftorgane), Vorrichtungen zur vorübergehenden oder dauernden Anheftung der Tiere an eine Unterlage; so besitzen Polypen am Körperende Kegel, Zapfen, scheibenartige Verbreiterungen oder wurzelförmige Ausläufer zum Festhaften im Meeresboden. Andre Cölenteraten, Schwämme, Moostierchen, Brachiopoden, Cirripeden, einige Muscheln (Austern), Manteltiere, Stachelhäuter heften sich mit einem großen Teil des Körpers, mit einer Schale oder durch einen Stiel an der Unterlage fest. Ähnlich verhalten sich manche Protozoen (Foraminiferen, Infusorien, Flagellaten), deren Stiel bei Vorticella kontraktil wird. Andre, wie Ringelwürmer, Rädertiere, sitzen mit und in einer selbstgebildeten Röhre fest. Die Anheftung erfolgt nur zeitweise oder während des ganzen Lebens. H. zum Ansaugen besitzen Echinodermen, Plathelminthen, Blutegel, Fischläuse, Heteropoden, Pteropoden, Cephalopoden, auch einige Fische und Anurenlarven. Bei Echinodermen sitzen zierliche Saugknöpfe an der Spitze der Scheinfüßchen, bei Bandwürmern am Kopfe, wozu noch Haken hinzukommen. Die glockenförmigen Saugnäpfe an den Armen der Cephalopoden sind ausgezeichnete H., mit denen die Tiere ungemein fest sitzen. Ähnlich funktionieren die aus bestimmten Flossen hervorgegangenen Saugnäpfe mancher Fische. Bei dem Klettern der Fliegen an glatten Wänden kommt außer der bloßen Wirkung der Haftscheiben vielleicht (wie beim Laubfrosch) noch ein klebendes Drüsensekret in Betracht. Ohne solches dürften die Haftscheiben an den Zehen der Geckonen wirken. Die Männchen mancher Gliedertiere, besonders Krebse und Insekten, besitzen zum Festhalten der Weibchen Haken an den Gliedmaßen oder auch Saugnäpfe wie manche Wasserkäfer (Dyticus). – H. heißen auch wurzelähnliche Organe, durch welche Meeresalgen an Steinen oder Holzwerk festgeheftet sind. Besondere H. treten auch als Verbreitungsausrüstung an Früchten und Samen auf (s. Aussaat, natürliche).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 608.
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