[855] Hasdrŭbal, 1) Schwiegersohn des Hamilkar Barkas, zog mit diesem nach Spanien, dämpfte darauf einen Aufstand der Numidier, folgte 229 Hamilkar im Oberkommando in Spanien, unterwarf einen beträchtlichen Teil des Landes der karthagischen Herrschaft, gründete Neukarthago (Carthago nova, jetzt Cartagena) und schloß einen Vertrag mit den Römern, durch welchen der Ebro als Grenze der karthagischen Besitzungen festgesetzt ward. Er wurde 221 von einem Gallier ermordet.
2) Sohn des Hamilkar Barkas, nächst seinem Bruder Hannibal der tüchtigste der karthagischen Feldherren im zweiten Punischen Krieg, erhielt nach seines Bruders Abzug nach Italien den Oberbefehl in Spanien, kämpfte daselbst gegen die beiden Scipionen, gegen Claudius Nero und Scipio Africanus und überstieg, obgleich von letzterm 209 bei Bäcula geschlagen, um Hannibal Hilfstruppen zuzuführen, glücklich die Pyrenäen und Alpen, verlor aber in der Schlacht am Metaurus Sieg und Leben (207). Vgl. Öhler, Der letzte Feldzug des Baskiden H. und die Schlacht am Metaurus (Berl. 1897).
3) Sohn Gisgos, eines karthag. Feldherrn, den die Söldner 237 v. Chr. unter grausamen Martern getötet hatten, führte als einer der karthagischen Feldherren seit 214 mit den beiden Brüdern Hannibals, Hasdrubal und Mago, zusammen den Krieg gegen die Römer in Spanien, nahm an dem großen Sieg Anteil, der 212 über die beiden Scipionen gewonnen wurde, erlitt aber 208 mit Mago zusammen durch Scipio Africanus eine entscheidende Niederlage bei Bäcula und verließ darauf Spanien (207). Als Scipio Africanus 204 in Afrika gelandet war, erhielt H. den Oberbefehl und führte den Krieg gegen ihn im Verein mit dem numidischen König Syphax. Beide wurden aber 203 von Scipio in ihren Lagern überfallen und erlitten eine gänzliche Niederlage; auch als sie ein neues Heer gesammelt hatten, wurden sie geschlagen. Deshalb von seinen Mitbürgern zum Tode verurteilt, rettete er sich zwar durch die Flucht, nahm sich aber später, die Unversöhnlichkeit des Volkes erkennend, das Leben.
4) Feldherr der Karthager, rückte 151 gegen Masinissa mit 25,000 Mann ins Feld und gewann anfangs einige Vorteile über ihn, wurde aber, auf ein für ihn ungünstiges Gelände gelockt, in einer blutigen Schlacht geschlagen, dann eingeschlossen und durch Seuchen und Mangel genötigt, auf die von Masinissa vorgeschlagenen schimpflichen Bedingungen einzugehen. Das deswegen über ihn in Karthago verhängte Todesurteil, dem er sich durch die Flucht entzogen hatte, wurde wieder aufgehoben, als er seine Vaterstadt mit dem Heer, das er gesammelt hatte, unterstützte. Er brachte dem Konsul Manilius empfindliche Verluste bei und führte die Verteidigung der Stadt, in der er sich 147 des Oberbefehls bemächtigt hatte, gegen Scipio nicht ohne Kraft und Geschicklichkeit, während er die Herrschaft daselbst mit der größten Grausamkeit und Willkür ausübte. Als aber Scipio endlich die Stadt genommen und das übrige Heer und die Bevölkerung sich ihm ergeben hatten, flüchtete er sich mit seiner Familie und 900 Überläufern auf die Burg, leistete hier noch einige Zeit Widerstand, flehte aber schließlich, sich heimlich hinwegstehlend, Scipio fußfällig um Gnade an und starb als Gefangener in Italien.