[379] Historĭographie (griech.), Geschichtschreibung; Historiograph, Geschichtschreiber. Zu kaiserlichen, königlichen, fürstlichen Historiographen sind seit dem 16. Jahrh. in Deutschland, ebenso aber auch im Ausland, z. B. in Frankreich, Schweden, Rußland, zahlreiche Geschichtsforscher ernannt worden. Es handelte sich dabei nicht bloß um einen Titel, sondern zumeist um ein mit Besoldung verbundenes Hof- oder Staatsamt, dessen Inhaber die Verpflichtung übernahmen, sich mit der Geschichte eines Landes oder eines Fürstenhauses berufsmäßig zu beschäftigen. Kaiserliche Historiographen waren unter andern im 17. und 18. Jahrh. Gualdo Priorato, Peter Lambeck, Franz Wagner, Marquard Herrgott; als Historiograph der Herzoge von Bayern begegnet schon im Anfang des 16. Jahrh. Aventin; hannoverscher Historiograph war J. G. v. Eckhart, der später das gleiche Amt im Bistum Würzburg bekleidete; Schaten war Historiograph der Bischöfe von Münster und Paderborn, v. Falckenstein hatte in Brandenburg-Ansbach, Paullini in der Abtei Corvei, Schannat in der Abtei Fulda, J. D. Schöpflin in Frankreich die gleiche Stellung etc. In Brandenburg beginnt die fortlaufende Reihe der Historiographen unter dem Großen Kurfürsten (vgl. Fischer, Die offizielle brandenburgische Geschichtschreibung in der »Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde«, Bd. 15, Berl. 1878); der bedeutendste unter den brandenburgischen Historiographen dieser Jahrhunderte war Samuel v. Pufendorf, der vorher dasselbe Amt in Schweden innegehabt hatte.[379] Im 19. Jahrh. haben den Titel eines Historiographen des preußischen Staates nacheinander geführt: Johannes v. Müller, B. G. Niebuhr, Fr. Wilken, L. v. Ranke, H. v. Treitschke; 27. Jan. 1898 wurde er dem Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, R. Koser, verliehen; ein bestimmtes Amt bezeichnet er in neuerer Zeit nicht mehr. Außerdem wird der Titel eines Historiographen des brandenburgischen Hauses verliehen, den nach J. G. Droysen jetzt G. Schmoller führt.