Schmoller

[909] Schmoller, Gustav, Nationalökonom, geb. 24. Juni 1838 in Heilbronn, studierte in Tübingen Staatswissenschaften, war dann einige Zeit am Statistischen Bureau in Stuttgart beschäftigt, wurde 1864 außerordentlicher, 1865 ordentlicher Professor der Staatswissenschaften in Halle, 1872 in Straßburg, 1882 in Berlin. 1884 wurde er zum Mitglied des preußischen Staatsrats, 1887 zum Historiographen für brandenburgische Geschichte, 1899 als Vertreter der Universität Berlin zum Mitglied des preußischen Herrenhauses ernannt. Seine in den »Preußischen Jahrbüchern«, Hildebrands »Jahrbüchern für Nationalökonomie«, dem »Jahrbuch für Gesetzgebung etc.«, der »Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde« veröffentlichten Aufsätze sind zum großen Teil der Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts und der Arbeiterfrage, namentlich der ländlichen, gewidmet. Selbständig erschienen: »Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert« (Halle 1869) und »Über einige Grundfragen des Rechts und der Volkswirtschaft« (Jena 1875), ersteres ein Vorläufer, letzteres der schärfste Ausdruck der von dem Verein für Sozialpolitik eingeschlagenen Richtung, an dessen Begründung sich S. lebhaft beteiligt hat, und dessen Vorsitzender er seit 1890 ist; ferner: »Straßburgs Blüte und die volkswirtschaftliche Revolution im 13. Jahrhundert« (Straßb. 1875); »Straßburg zur Zeit der Zunftkämpfe« (das. 1875); »Die Straßburger Tucher- und Weberzunft, Urkunden und Darstellung nebst Regesten und Glossar« (das. 1878); »Zur Literaturgeschichte der Staats- und Sozialwissenschaften« (Leipz. 1888) und »Zur Sozial- und Gewerbepolitik der Gegenwart«, Reden und Aufsätze (das. 1890); »Umrisse und Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte, besonders des preußischen Staates im 17. und 18. Jahrhundert« (das. 1898); »Über einige Grundfragen der Sozialpolitik und der Volkswirtschaftslehre« (das. 1898, 2. Aufl. 1904); »Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre« (1. Teil, das. 1900; 6. Aufl. 1901; 2. Teil, das. 1904). Seit 1881 gibt er das »Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich«, seit 1878 Monographien (zum Teil von seinen Schülern herrührend) unter dem Titel: »Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen« (bis 1906: 125 Hefte) heraus. Auf seine und Sybels Veranlassung beschloß die Berliner Akademie der Wissenschaften 1887 die Herausgabe der »Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert« (Berl. 1892 ff.), an denen S. selbst hervorragenden Anteil nimmt. Vgl. Stam per, Gustav S. (Bresl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 909.
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