Hochkirch

[398] Hochkirch, Dorf in der sächs. Kreish. Bautzen, Amtsh. Löbau, mit evang. Kirche und (1900) 514 Einw., bekannt durch den Überfall bei H., 14. Okt. 1758. Nach der Schlacht bei Zorndorf eilte Friedrich II. nach Sachsen dem hart bedrohten Prinzen Heinrich zu Hilfe, konnte aber den bedächtigen Gegner erst dadurch aus seiner festen Stellung bei Stolpen herauslocken, daß er sich gegen die Lausitz wandte. Dann nahm bei Löbau mit 65,000 Mann abermals eine feste Stellung; der König lagerte sich mit 30,000 Mann ihm in geringer Entfernung gegenüber in einer von den Österreichern völlig beherrschten Position, beschloß aber in Erkenntnis seiner gefährlichen Lage einen Angriff auf das Korps des Prinzen von Baden-Durlach für die Nacht vom 14. bis 15. Okt. Dann begann den gut vorbereiteten, von Laudon empfohlenen Überfall 14. Okt. früh 5 Uhr. Im preußischen Lager entstand große Verwirrung; die Schlaftrunkenen wurden zu Hunderten in ihren Zelten niedergemacht, und die große, die Dorfstraße beherrschende Batterie genommen. Zwar ordneten sich schnell einige Regimenter und leisteten den entschlossensten Widerstand, allein der dichte Nebel verhinderte jedes Zusammenwirken. H. wurde genommen und ging in Flammen auf. Vom Gottesacker aus suchten die Preußen das Dorf vergeblich wiederzuerobern. Der Feldmarschall Keith und der Prinz Franz von Braunschweig fielen, und der König, selbst leicht verwundet, zog den rechten Flügel auf die Höhe von Drehsa zurück und stellte hier seine Truppen in Schlachtordnung; aber auch der linke Flügel befand sich schon in Verwirrung, und deshalb wurde der allgemeine Rückzug in ziemlicher Ordnung ausgeführt.

Kärtchen zur Schlacht bei Hochkirch (14. Oktober 1758).
Kärtchen zur Schlacht bei Hochkirch (14. Oktober 1758).

Auf den Kreckwitzer Höhen, nur eine Stunde vom Schlachtfeld, nahm der König Position, und Dann, der auch bedeutenden Verlust erlitten hatte, wagte keinen Angriff, wie er überhaupt nur wenig Vorteil aus dem errungenen Sieg zog. Die Preußen hatten 9000 Mann, 101 Kanonen, 30 Fahnen, sämtliche Munitions- und Packwagen verloren, die Österreicher 6000 Mann, 10 Kanonen und 3 Fahnen. Vgl. v. Treuenfest, Überfall von H. 14. Okt. 1758 (Hochkirch 1897); Hohenemser, Kritik der Quellen zur Schlacht bei H. (Heidelb. 1890); Robitschek, H., eine Studie (Wien 1904).[398]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 398-399.
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