Honthorst

[536] Honthorst, Gerard van, holländ. Maler, geb. 4. Nov. 1590 in Utrecht, gest. daselbst 27. April 1656, war ein Schüler Abraham Bloemaerts, vollendete aber seine Ausbildung in Rom, wo er besonders Caravaggios Werke studierte. 1622 trat er in die Utrechter Malergilde, 1637 in die des Haag ein, wo er bis 1652 tätig war. Um 1620–21 hatte er sich in London aufgehalten, wo er für Karl I. arbeitete und der vertriebenen Königin Elisabeth von Böhmen und ihren Kindern Unterricht erteilte. 1628 kehrte er noch einmal dorthin zurück, um ein allegorisches Bild mit Bildnissen der königlichen Familie zu malen. Die Prinzen von Oranien, Friedrich Heinrich u. Wilhelm II., ernannten ihn zum Hofmaler und gaben ihm zahlreiche Aufträge. In seinen Werken mischen sich die Einflüsse Bloemaerts und Caravaggios. Zumeist wendete er nächtliche Beleuchtung durch Kerzen- oder Lampenlicht an, weshalb er von den Italienern den Beinamen Gherardo dalle notti erhielt. Solche Bilder pflegen eine etwas schwere gelbe Farbe im Licht und wenig durchsichtige Schatten zu haben. Vortrefflich, von klarer, vertriebener Behandlung, einfacher und natürlicher Auffassung sind die bessern seiner Bildnisse, deren er seit 1637 eine große Zahl gemalt hat. Von den geschichtlichen und Genrebildern seiner ersten Periode sind hervorzuheben: die Befreiung Petri, Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht und das Puffspiel (Berliner Museum), Christus vor Pilatus (Hofmuseum in Wien), die Verleugnung Petri (Wien, Galerie Liechtenstein), der Zahnarzt (Dresdener Galerie), das Konzert (Paris, Louvre), der fröhliche Musikant (Amsterdam, Reichsmuseum), der verlorne Sohn und Ceres die Proserpina suchend (München, Pinakothek). – Sein Bruder Wilhelm (geb. 1604 in Utrecht, gest. daselbst 19. Febr. 1666), ebenfalls Geschichts- und Bildnismaler, hielt sich von 1646–64 am Berliner Hof auf, wo er den Großen Kurfürsten und Mitglieder seiner Familie malte. Seine in den Galerien von Berlin, Amsterdam und Schwerin befindlichen Bildnisse gleichen[536] denen Gerards, sind indes noch etwas glätter und verschmolzener in der Ausführung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 536-537.
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