Husaren

[668] Husaren (v. ungar. husz = 20 und ar Preis), vom ungarischen König Siegmund aufgestellte Reiterei, die seit 1435 in der Weise ausgehoben wurde, daß im allgemeinen je 20 Untertansessionen (Häuser, selbständige Besitzungen) einen berittenen Kriegsmann zu stellen hatten. Die in gleicher Weise gestellten Fußtruppen nannte man »Haiduken« (s. d.). Es kam darauf an, eine Truppe wilder, kühner Reiter, eine leichte Reiterei zu schaffen; mit dieser Bedeutung ging der Name H. nach und nach in alle Armeen über. Ihre Kühnheit verschaffte den H. bald hohes Ansehen, so daß sich die ungarischen Magnaten zu den Führerstellen drängten. Ihre Nationaltracht, der reichbeschnürte, farbenprächtige Rock, gab den H. (seit Mitte des 16. Jahrh.) die noch heute gebräuchliche Uniform. Die Regimenter wurden nur für die Dauer des jeweiligen Krieges gebildet; erst seit dem Ende des 17. Jahrh. bestehen dauernd Husarenregimenter. Die Kroaten unter Isolani (Schiller, »Wallensteins Lager«) hatten die Husarentracht angenommen, taten sich aber durch Raub- und Mordlust derart hervor, daß sie gemieden wurden und als Truppe eingingen. Nur in Frankreich lebte ihr Name bis Ende des 18. Jahrb. im Regiment Royal-Croates fort. In Polen (unter Stephan Báthori, 1575–86) waren die H. schwere Reiterei, aus der Blüte des Adels bestehend. Jeder derselben, ganz gepanzert, hatte vier leicht gepanzerte Diener, die Pacholeks (s. d.), hinter sich. Ähnlich in Rußland, wo sie, unter dem Namen Gussary, erst Anfang des 18. Jahrh. den Panzer ablegten. In Preußen wurden 1721 die ersten H. aufgestellt, 1730 die nächsten in der Provinz Brandenburg, bei denen Zieten Rittmeister wurde. Friedrich d. Gr. vermehrte sie und schuf das durch Zieten und Seydlitz berühmt gewordene Husarenkorps (zehn Regimenter). Außer dem Dolman (s. d.) wurde noch ein Pelz, von Offizieren als Auszeichnung auch Tigerpelze getragen (Zieten erhielt einen solchen für den berühmten Husarenritt im Mai 1745 nach Jägerndorf vom König geschenkt). 1853 trat an ihre Stelle der jetzige Attila (s. d.). Die H. trugen alle die Haidukenmütze, die Flügelkappe (s. d.), und stets enge, mit Schoitasch besetzte Beinkleider und Wadenstiefel. Ehemals führten sie Lanze und Streithammer, seit Mitte des 17. Jahrh. Säbel und Karabiner, heute in Deutschland Kavalleriesäbel, Karabiner und Lanze. Die deutschen H. tragen Attilas von verschiedener Farbe mit gelben und weißen Schnüren, Pelzmütze mit Kolpak, Fangschnüren und Haarbusch, Säbeltasche und Schärpe; einzelne Regimenter auch Pelze. S. Husarenmütze. Vgl. E. Graf zur Lippe, Husarenbuch (Potsd. 1863); v. Bredow, Das Husarenbuch. Geschichte der preußischen H. (Köln 1894); Manché, Die brandenburgisch-preußische Reiterei seit der Zeit des Großen Kurfürsten (Rathenow 1889); »Die Reiterregimenter der k. k. österreichischen Armee«, Bd. 2: Husaren (Wien 1862).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 668.
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