Hyrtl

[718] Hyrtl, Joseph, Mediziner, geb. 7. (10.) Dez. 1810 zu Eisenstadt in Ungarn, gest. 17. Juli 1894 in Perchtoldsdorf bei Wien, studierte in Wien, ward 1833 Prosektor an der Universität, 1837 Professor der Anatomie in Prag, 1845 in Wien und trat 1874 in den Ruhestand. Er schrieb: »Lehrbuch der Anatomie des Menschen mit Rücksicht auf physiologische Begründung und praktische Anwendung« (Prag 1846; 20. Aufl., Wien 1889), das in viele Sprachen übersetzt wurde, und das »Handbuch der topographischen Anatomie« (Wien 1847, 2 Bde.; 7. Aufl. 1882), mit dem er diese Richtung der Anatomie in Deutschland begründete; »Handbuch der praktischen Zergliederungskunst« (das. 1860);[718] »Vergleichend-anatomische Untersuchungen über das innere Gehörorgan des Menschen und der Säugetiere« (Prag 1845); »Lepidosiren paradoxa« (das. 1845); »Beiträge zur vergleichenden Angiologie« (Wien 1849); »Beiträge zur Morphologie der Urogenitalorgane der Fische« (das. 1849); »Das uropoetische System der Knochenfische« (das. 1850); »Über die akzessorischen Kiemenorgane der Clupazeen« (das. 1856); »Anatomische Mitteilungen über Mormyrus und Gymnarchus« (das. 1856); »Das vergleichendanatomische Museum an der Wiener medizinischen Fakultät«, nebst Anhang: »Katalog der in der Privatsammlung des Herausgebers befindlichen Skelette, Gehörorgane und mikroskopischen Injektionsapparate« (das. 1865); »Cryptobranchus japonicus« (das. 1865); »Die Blutgefäße der menschlichen Nachgeburt« (das. 1870); »Die Korrosionsanatomie und ihre Ergebnisse« (das. 1873); »Cranium cryptae Metelicensis« (das. 1877); »Das Arabische und Hebräische in der Anatomie« (das. 1879); »Onomatologia anatomica; Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart« (das. 1880); »Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie« (das. 1884). Die Entdeckung der gefäßlosen Herzen und der anangischen Netzhäute hielt H. selbst für seine beste Leistung. Namhafte Verdienste hat er sich unter anderm auch durch seine Gehör- und Hodenpräparate sowie durch seine mikroskopischen Injektionspräparate der Kapillargefäßnetze der verschiedenen Organe sowohl um die feinere Anatomie derselben als auch um den technischen Teil der anatomischen Wissenschaft erworben. Auch die Anlage des Museums für vergleichende Anatomie in Wien ist sein Werk. Er gründete in Mödling ein Waisenhaus für 140 Kinder, in Perchtoldsdorf, wo er im Ruhestande lebte, eine Kinderbewahranstalt für 120 Kinder, außerdem Stipendien für Medizin Studierende. 1889 wurde ihm in den Arkaden der Wiener Universität ein Denkmal errichtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 718-719.
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