Jenisseisk

[226] Jenisseisk, russ. Gouvernement im westlichen Teil von Ostsibirien (s. Karte »Sibirien«), umfaßt 2,556,756 qkm mit (1897) 559,902 Einw. (0,2 auf 1 qkm). Von dem Areal kommen 14,450 qkm auf Seen (Taimyr, Jewsejew etc.), 9623 qkm auf Inseln im Eismeer. Das geologisch noch ungenügend bekannte Gebiet hat nur im S. größere fruchtbare Strecken, während sich im N. der Anbau auf die Ufer der Hauptströme beschränkt. Nördlich vom 76. Breitengrade dehnt sich die Tundra aus. Auf der Südgrenze erhebt sich das dichtbewaldete Sajanische Gebirge (s. d.). Steinkohlenlager finden sich in vielen Gegenden. Hauptflüsse sind der Jenissei (s. d.) und seine Nebenflüsse; im hohen Norden entspringen und fließen direkt ins Eismeer Tas, Pjasina, Chatanga, Anabara. Das Klima ist außerordentlich streng (in der Stadt J. fällt das Thermometer im Januar bis -56°), und die Temperaturunterschiede der Jahreszeiten sind sehr groß. Die Bevölkerung besteht in der Hauptsache aus Russen, die namentlich im Kreis Krasnojarsk und längs des Jenissei angesiedelt sind. Die Deportierten und die an Zahl eher zunehmenden Eingebornen (Tataren, Jakuten, Samojeden, Ostjaken) machen etwa je 10 Proz. der Gesamtbevölkerung aus. Die Religion ist vorwiegend die orthodox-russische. Acker- und Gartenbau werden mit gutem Erfolg im S., namentlich im Kreise Minussinsk, betrieben. Gebaut werden Roggen, Gerste, Hafer, Weizen und Kartoffeln. Die Viehzucht ist bedeutend; im N. finden sich außer unsern Haustieren große Herden von Renntieren. Der Fischfang in den großen Strömen und vielen Seen ist ergiebig; abgenommen hat die Jagd, doch wird jährlich eine große, stark besuchte Pelzmesse in Turuchansk gehalten. Von Metallen findet sich im S. Eisen, am Abakan, Tuba etc., Kupfer und Silber in vielen Gegenden. In den Goldwäschen der Bezirke Atschinsk, Minussinsk, Krasnojarsk und J. wurde seit 1839 für etwa 350 Mill. Rubel Gold gewonnen. Das Gouvernement zerfällt in die Kreise Atschinsk, J. (437,471 qkm mit [1897] 65,214 Einw.), Kansk, Krasnojarsk, Minussinsk, Turuchansk und das Ussinsche Gebiet. Einigermaßen nahe aneinander liegen die Dörfer nur in dem schmalen Gürtel fruchtbaren Landes am Rande des Hochgebirges, soz. B. im Kreise Krasnojarsk. Die Hauptstadt des Gouvernements ist Krasnojarsk (s. d.); nächstbedeutend ist die 1618 gegründete Kreisstadt J., am linken Ufer des Jenissei, unter 58°27' nördl. Br., mit (1897) 11,539 Einw., die etwas Industrie und einen immer noch sehr ansehnlichen Handel mit Pelzwerk treiben. Andre Orte von Bedeutung sind Minussinsk und Turuchansk. Vgl. Latkin, Das Gouvernement J., seine Vergangenheit und Gegenwart (russ., Petersb. 1892); »Wegweiser auf der Großen Sibirischen Eisenbahn« (deutsch, von Lütschg, Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 226.
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