Köchlin

[221] Köchlin, Fabrikantenfamilie im Elsaß, der dieses zum großen Teil seinen industriellen Aufschwung verdankt. Samuel K., geb. 1719 in Mülhausen, gest. 1776, errichtete daselbst 1746 mit Jakob Schmaltzer und Heinrich Dollfus die erste Fabrik für bunte Baumwollenzeuge, trat aber aus der Handelsgesellschaft aus und gründete 1758 eine andre Fabrik unter der Firma K., Dollfus u. Komp. Sein Sohn Johann (1746–1836) begründete mit zwei Brüdern, Josua (1756–1830) und Hartmann (1755–1813), und mit Isaak Schlumberger die Firma Frères Köchlin, doch trat Johann K. aus der Fabrik aus und errichtete in Mülhausen eine höhere Lehranstalt für Kaufleute und war seit 1802 Teilnehmer und Kommanditär seines Sohnes Nikolaus (1781–1852), dessen in Mülhausen unter der Firma Köchlin Frères errichtetes Geschäft sich bald zu einem der großartigsten Etablissements für Baumwollindustrie erweiterte. Nikolaus K. wurde 1830 zum Deputierten gewählt, schloß sich der äußersten Linken an, legte aber 1841 sein Mandat nieder und widmete sich dem Bau der Eisenbahnen Mülhausen-Thann und Straßburg-Basel und des neuen Viertels in Mülhausen. Sein Bruder Jakob K., geb. 1776 in Mülhausen, wurde 1813 Maire seiner Vaterstadt, 1815 durch die eindringenden Feinde dieser Stelle entsetzt. Während der Verwaltung des Herzogs von Decazes erhielt er sie wieder, verlor sie aber 1819, als das neue Wahlgesetz in Paris durchging, von neuem. Dafür wählten ihn 1820 seine Mitbürger zum Deputierten in die französische Kammer. 1826 zog er sich ins Privatleben zurück und starb 16. Nov. 1834 in Mülhausen. In dem von ihm 1819 daselbst gegründeten Waisenhaus ist ihm ein Denkmal errichtet Ein zweiter Bruder, Daniel K. (1785–1871), trat 1802 als Chemiker in das väterliche Geschäft, leitete es seit 1836 und erwarb sich um sein Aufblühen große Verdienste. Ein Sohn Samuel Köchlins, J. J. K. (1754–1814), war Arzt und unterhandelte 1798 den Vertrag über die Einverleibung der Republik Mülhausen in die französische Republik. Sein Sohn, Andreas K. (1789–1875), war 1814–21 Leiter des Etablissements Dollfus, Mieg u. Komp. und begründete 1826 eine großartige Maschinenfabrik in Mülhausen, mit der er 1872 die Maschinenfabrik von Grafenstaden bei Straßburg verband. Er war 1831 bis 1843 Maire von Mülhausen und erwarb sich als solcher Verdienste um den öffentlichen Unterricht. Von 1832–34 saß er als Abgeordneter des Arrond. Altkirch in der Kammer, wo er lebhaft das Ministerium Périer unterstützte; 1841 trat er als Deputierter von Mülhausen an die Stelle seines Vetters Nikolaus, zog sich aber nach der Februarrevolution 1848 ins Privatleben zurück. Ein Sohn Josua Köchlins, Joseph K.-Schlumberger (1796–1863), war seit 1830 Teilnehmer der Fabrik Schlumberger, K. u. Komp. (Spinnerei und Druckerei), Mitbegründer der Société industrielle und machte sich auch als Geolog einen Namen. Er war unter dem zweiten Kaiserreich Maire von Mülhausen. Vgl. Moßmann, Les grands industriels de Mulhouse (Par. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 221.
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