Kaiser [3]

[434] Kaiser, 1) Frederik, Astronom, geb. 10. Juni 1808 in Amsterdam, gest. 28. Juni 1872 in Leiden, wurde 1826 Observator, 1837 Direktor der Leidener Sternwarte, 1840 Professor der Astronomie an der Universität. K. war ein vorzüglicher astronomischer Beobachter. Die meisten seiner wissenschaftlichen Arbeiten sind in den von ihm begründeten »Annalen der Leidener Sternwarte« veröffentlicht; außerdem schrieb er: »De sterrenhemel« (4. Aufl., Deventer 1883–89, 2 Bde.; deutsch, Berl. 1850), eins der besten populären astronomischen Lehrbücher.

2) Johann Wilhelm, holländ. Kupferstecher, geb. 5. Jan. 1813 in Amsterdam, gest. 30. Nov. 1900 in Leiden, studierte an der königlichen Kunstakademie[434] in Amsterdam bei A. B. Taurel. Sein erstes Hauptwerk war der Stich nach dem Gemälde von N. Pieneman: der Tod des Admirals de Ruyter, dem 1848 ein Stich nach B. van der Helsts Schützenmahlzeit folgte. Ein Stich nach Rembrandts Nachtwache trug ihm 1865 den Orden der Ehrenlegion ein. Außerdem stach er noch: Bürgermeister Six und die Staalmeesters, nach Rembrandt; die Haushälterin, nach G. Don; sodann verschiedene Porträte und kleinere Blätter. K. verstand den Stichel und die Nadel in weicher, malerischer Weise zu handhaben, ohne die Sorgfalt in der Ausführung zu vernachlässigen. 1859 bis 1883 war er Direktor der Kupferstecherschule an der königlichen Akademie in Amsterdam.

3) Friedrich, Maler, geb. 21. Jan. 1815 zu Lörrach in Baden, gest. 13. Okt. 1889 in Charlottenburg, war anfangs Lithograph, wurde aber während eines Aufenthalts in Paris durch die Schlachtenbilder von Horace Vernet bewogen, sich der Malerei zu widmen, in der er sich einige Jahre in München ausbildete. Er nahm dann seinen Wohnsitz in Karlsruhe und zog dort durch die Darstellung von Szenen aus der badischen Revolution die Aufmerksamkeit des damaligen Prinzen von Preußen auf sich, der ihn bewog, 1850 nach Berlin überzusiedeln. Nachdem er anfangs einige Schlachtenbilder aus frühern Kriegen (Schlacht bei Tagliacozzo, Markgraf Ludwig von Baden als Sieger über die Türken bei Salankemen, die Erstürmung von Korfu) gemalt, boten ihm die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 reichen Stoff zu Bildern, von denen die Verwundung des Prinzen Friedrich Karl bei Wiesenthal, das preußische Lager bei Düppel 1864, der Rückzug der Bayern von Orléans und eine Geschützinspektion Kaiser Wilhelms vor Paris hervorzuheben sind.

4) August, österreich. Parlamentarier, geb. 18. Juni 1850 in Wien, studierte daselbst Geschichte und deutsche Philologie, wurde Professor an der landwirtschaftlichen Mittelschule zu Oberhennersdorf in Schlesien und war als Wanderlehrer für Raiffeisensche Darlehnskassen tätig. Seit 1888 Mitglied des Abgeordnetenhauses, gehört er der deutschen Volkspartei an, wurde 1901 Obmann derselben und 18. Okt. 1901 zum ersten Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt.

5) Isabelle, Dichterin und Romanschriftstellerin der franz. Schweiz, geb. 2. Okt. 1866 in Beckenried am Vierwaldstätter See, erhielt in Genf, wohin ihre Familie übergesiedelt war, ihre Jugendbildung und besuchte hier später einige Kurse der Universität. Schon ihre ersten Gedichte, die 1888 u. d. T. »Ici-bas« erschienen, erweckten großes Interesse durch natürlichen Schwung und warmes Gefühl. In den folgenden Sammlungen »Sous les étoiles« (1890) und »Des alles!« (1897) kam auch ein gereifteres Formtalent hinzu. Im Roman versuchte sie sich schon 1891 mit »Cœur de femme«, aber ihren Ruf begründete die kräftige Schilderung eines Hexenprozesses, die u. d. T. »Sorcière!« 1895 in Paris erschien. Eine poetisch verklärte moderne Liebesgeschichte »Héro« (Par. 1878) spielt an dem prachtvoll geschilderten heimatlichen See, an dem die Verfasserin zu dieser Zeit ihren bleibenden Wohnsitz nahm. Ein bewegtes Bild des Großstadtelends bot »Notre père qui êtes aux cieux ...« (Par. 1899). Mit Glück versuchte sich K. auch in deutscher Sprache mit der Originalnovelle »Wenn die Sonne untergeht« (Stuttg. 1901). Packende Bilder aus dem Kriege der Vendée vereinigt endlich der Roman »Vive le roi!« (Par. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 434-435.
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