Klausenburg [2]

[98] Klausenburg (magyar. Kolozsvár, spr. kóloschwār, rumän. Clusu), Stadt und Sitz des gleichnamigen ungar. Komitats (s. oben), am Kleinen Szamos, Knotenpunkt der Bahnlinien Budapest-Predeal und K.-Deés-Zilah, ist von Bergausläufern umschlossen und besteht aus der innern, ehemals befestigten Stadt und fünf Vorstädten.

Wappen von Klausenburg.
Wappen von Klausenburg.

Auf dem 411 m hohen Hügel jenseit des Flusses liegt die 1715 erbaute Zitadelle (Fellegvár). Inmitten des großen Hauptplatzes steht die von König Siegmund gegründete gotische Pfarrkirche St. Michael (1396–1432); erwähnenswert sind die Franziskanerkirche (der älteste Bau in K.), die reformierten Kirchen, deren eine. ein gotischer Bau, einst eine Minoritenkirche war; ferner die unitarische Kirche in italienischem Stil die neue reformierte Kirche mit minarettartigen Türmen und 2 Synagogen. K. hat zahlreiche altertümliche Privatbauten und Paläste, ein Villenviertel und viele monumentale öffentliche Gebäude, wie das Rathaus, das Bánffypalais mit Arkaden, das Industriegebäude, das Kasino, die Redoute, das Jósikapalais (jetzt königliche Tafel), den neuen Justizpalast (1902), das Palais des Emke (siebenbürgisch-ungarischer Kulturverein), die Handelsakademie, das 1902 eröffnete neue Zentralgebäude der Universität, die Universitätskliniken, das Finanz-, das Forstpalais, das Post- und Telegraphengebäude, jenes der königlich ungarischen Staatsbahnen, das ungarische Nationaltheater, das neue Schlachthaus, das neue Militärspital, die neuen Kasernen; in einem der alten Häuser (jetzt Honvédkaserne) wurde Matthias Corvinus geboren. Von Denkmälern ist die von Fadrusz geschaffene Reiterstatue des Matthias Corvinus und die Büste der Königin Elisabeth zu nennen. K. hat (1901) 49,295 meist magyar. Einwohner, lebhaften Handel, hervorragende Industrie, Acker- und Weinbau. Es besitzt 6 Spiritusfabriken, Kunstmühlen, eine königliche Zigarrenfabrik mit 1500 Arbeitern, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Seife und Kerzen, Parketts, Gas, Ziegel etc. und eine große Maschinenwerkstätte der ungarischen Staatsbahnen. K., der Sitz des siebenbürgisch-evangelischen und eines unitarischen Bischofs und zahlreicher höherer Behörden (Militär-Divisionskommando, Honvédkommando, königliche Tafel, Gerichtshof, Finanzdirektion, Forstdirektion, Handels- und Gewerbekammer etc.), ist der Mittelpunkt des geistigen Lebens im östlichen Ungarn sowie der Unitarier. An wissenschaftlichen Anstalten sind zu nennen die Franz Josephs-Universität, römisch-katholisches Obergymnasium, reformiertes Seminar und Kollegium (Obergymnasium), unitarische Hochschule mit Seminar und Obergymnasium, Handelsakademie, Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie, höhere Mädchenschule, Taubstummeninstitut, ferner der Siebenbürgisch-ungarische Kulturverein, der Siebenbürger landwirtschaftliche Verein und der Siebenbürgische Karpathenverein, die Gesellschaft der siebenbürgischen Schriftsteller, das Musikkonservatorium, der Siebenbürgische Museumsverein mit Bibliothek (51,000 Bände), das neue Gewerbemuseum (1899), das Ethnographische Museum (1902), technologisches Gewerbemuseum, botanischer Garten etc. K. hat zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten (Spitäler, Waisenhäuser) und gesellschaftliche Vereinigungspunkte (Kasinos, Klubs etc.). Eine Promenade mit Teichen, Schwimmschule, Sommertheater und Belustigungsorten befindet sich am Westende der Stadt auf einer Insel, eine andre am Theresienplatz, Parkanlagen im Museumsgarten etc. Angrenzend an K., am rechten Szamosufer, liegt das felt 1894 mit K. vereinigte Dorf Kolozsmonostor mit einer landwirtschaftlichen Lehranstalt und Musterwirtschaft und einem alten Kloster. – K. liegt unweit der Stelle der römischen Kolonie Napoca, wo sich später der Sitz des Komitats Kulus oder Klus (Castrum Clus) erhob und im 13. Jahrh. um die Komitatsburg eine 1173 gegründete und rasch aufblühende deutsche Kolonie zeigt, deren Rechte und Freiheiten König Stephan V. (1270–72) verbriefte, Karl Robert 1316 bestätigte, Ludwig und Siegmund mehrten. Letzterer erhob 1405 K. zur königlichen Freistadt. Der deutsche Ortsname K. erscheint urkundlich 1348 zum erstenmal. (Der lateinische Name Claudiopolis ist eine sklavische Übersetzung des deutschen Ortsnamens und stammt aus den Jahren 1559–60.) Im 16. Jahrh. sprach man von »der reichen K.« Das Deutschtum war indessen schon im 16. Jahrh. sehr geschwächt, gegen das Ende des 17. Jahrh. unter den Einwohnern fast ganz verschwunden. Mit dem Magyarentum zog der Calvinismus und Unitarismus ein. K. wurde bald der Hauptort des siebenbürgischen Magyarentums. Im Beginn der ungarischen Erhebung von Puchner für die Kaiserlichen behauptet, ward die Stadt 25. Dez. 1848 von Bem genommen und besetzt. Vgl. Al. Márki, Der Name der Stadt K. (deutsch u. ungar., Budapest 1904); Jakob, Geschichte Klausenburgs (ungar., das. 1870–88, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 98.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: