Sperling

[716] Sperling (Spatz, Sperk, Passer L.). Gattung der Sperlingsvögel, aus der Familie der Finken (Fringillidae), meist gedrungen gebaute Vögel mit starkem, kolbigem Schnabel, kurzen, stämmigen Füßen, schwachen Nägeln, stumpfen Flügeln und kurzem oder mittellangem, wenig oder nicht ausgeschnittenem Schwanz. Der Haussperling (Lüning, Daklünk, Böling, P. domesticus L.), 15–16 cm lang, 24–26 cm breit, ist auf dem Scheitel graublau, auf dem Mantel braun mit schwarzen Längsstrichen, auf den Flügeln mit gelblichweißer Querbinde, on den Wangen grauweiß, an der Kehle schwarz. am Unterkörper hellgrau. Beim Weibchen ist Kopf und Kehle grau, und über dem Auge verläuft ein blaß graugelber Streifen. Der S. bewohnt ganz Europa (mit Ausnahme Italiens), Nordafrika und Südasien und wurde nach Java, Neuseeland, Australien und (1851) Nordamerika durch den Menschen ein geführt. In einigen hochgelegenen Dörfern des Thüringer Waldes und des Schwarzwaldes ist er erst im 19. Jahrh. erschienen. Südlich der Alpen vertritt ihn eine verwandte Form. Der S. hält sich überall zu den Menschen, nistet stets in unmittelbarer Nähe der Ortschaften und entfernt sich kaum jemals weit von seinem Geburtsort. Seine Bewegungen sind ziemlich plump, auch sein Flug weder geschickt noch ausdauernd. Höchst gesellig, trennt er sich nur in der Brutzeit in Paare, und oft steht ein Nest dicht neben dem andern. Er brütet mindestens dreimal im Jahre, das erstemal schon im März, baut ein kunstloses Nest in Höhlungen in Gebäuden, Baumlöchern, Starkasten, Schwalbennestern, im Unterbau der Storchnester, im Gebüsch und auf Bäumen und legt 5–8 bläulich- oder rötlichweiße, braun und aschgrau gezeichnete Eier, die Männchen und Weibchen 13–14 Tage bebrüten. Die Jungen schlagen sich sofort nach dem Ausfliegen mit andern in Trupps zusammen, die bald zu Flügen anwachsen, denen sich nach der Brütezeit auch die Alten zugesellen. Der S. nährt sich vorzugsweise von Sämereien, besonders Getreide, beißt die Knospen der Obstbäume ab, benascht auch das Obst und wird bei massenhaftem Auftreten in Kornfeldern, Getreidespeichern und Gärten recht schädlich, auch verdrängt er Stare, Meisen und andre nützliche Vögel. Hier und da, besonders in Italien, wird er gern gegessen. In Nordamerika ist er äußerst rauflustig, macht im Fahr 5–7 Bruten und ist zur Landplage geworden. Der Feldsperling (Holz-, Wald-, Rohr-, Baum-, Bergsperling, wilder S., Ringelspatz, P. montanus L.), etwas kleiner als der vorige, am Oberkopf rotbraun, an der Kehle[716] schwarz, auch mit schwarzem Zügel und Wangenfleck, auf der Unterseite hellgrau, auf den Flügeln mit zwei weißen Querbinden, bewohnt Mittel- und Nordeuropa, Mittelasien und Nordafrika, dringt bis über den Polarkreis vor, ersetzt in Indien, China, Japan den Haussperling und ist in Australien und auf Neuseeland akklimatisiert worden. Er bevorzugt das freie Feld und den Wald und kommt nur im Winter auf die Gehöfte. Er nistet zwei- bis dreimal vom April bis August in Baumlöchern, legt 5–7 Eier, die denen des Haussperlings ähnlich sind, und erzeugt mit dem letztern angeblich fruchtbare Junge. Der Steinsperling (Petronia petronia L.), oberseits graubraun mit gelblichem Strich über dem Auge und gelblichem Gurgelfleck, bewohnt Südeuropa und Mittelasien und findet sich vereinzelt im Rhein-, Mosel- und Saaletal.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 716-717.
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