Kremsier

[635] Kremsier (tschech. Kroměříž), Stadt mit eignem Statut in Mähren, in der fruchtbaren Landschaft Hanna, an der March und an den Linien Kojetein-Bielitz und K.-Zborovic der Nordbahn gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (K.-Umgebung) und eines Bezirksgerichts, hat eine Kollegiatkirche, ein Schloß des Erzbischofs von Olmütz (1711 vollendet) mit Bibliothek, großem Park und Ziergarten, ein deutsches und ein tschechisches Obergymnasium, eine deutsche und eine tschechische Landesoberrealschule, ein erzbischöfliches Knabenseminar, Lehrerbildungsanstalt, Ackerbauschule, 2 Musikschulen, eine Maschinenfabrik und Eisengießerei, 2 Malzfabriken und 2 Bierbrauereien, eine Zuckerfabrik, Elektrizitätswerk, Handel mit Gerste, Obst und Vieh, ein Krankenhaus, Sparkasse und mit den 8 Vorstädten (1900) 13,935 meist tschech. Einwohner (1460 Deutsche), davon 1065 Mann Militär. – K. wurde 1110 ein Besitztum des 1063 neubegründeten Bistums Olmütz (s. d.) durch Kauf von dem Olmützer Teilfürsten Otto, erlangte durch den berühmten Staatsmann und Kolonisator Bischof Bruno 1266, insbes. aber durch Bischof Theodor 1290 städtische Rechte nach Brünner Muster und wurde ein immer beliebterer Residenzort der Bischöfe und Kanoniker. 1643 wurde K. von den Schweden erstürmt und verbrannt. K. war nach der Erhebung von 1848 Sitz des österreichischen konstituierenden Reichstags, der am 22. Nov. 1848 hier in der fürsterzbischöflichen Residenz eröffnet und 7. März 1849 aufgelöst wurde (die Verhandlungen desselben wurden von Springer 1885 herausgegeben). Am 25. Aug. 1885 fand hier eine Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Rußland statt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 635.
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