Bruno

[504] Bruno, 1) B. I. (Brun), Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, dritter Sohn König Heinrichs I. und Bruder Kaiser Ottos I., geb. 925, gest. 11. Okt. 965 in Reims, gewandter Staatsmann und einflußreicher Beförderer wissenschaftlicher Studien unter der Geistlichkeit, ward in Utrecht für den geistlichen Stand erzogen und schon 940 von Otto I. zum Reichskanzler und später zum Erzkaplan ernannt. Er bemühte sich um die Ordnung der Königskanzlei und die höhere Bildung der Geistlichkeit, unterrichtete selbst junge Kleriker und bildete sich in den Wissenschaften weiter aus. Treu hielt er 951 zu seinem Bruder, namentlich während des Kampfes mit den Söhnen, begleitete ihn nach Italien, wurde 953 Erzbischof von Köln und 954 nach Absetzung Konrads, des aufrührerischen Schwiegersohnes des Kaisers, Herzog von Lothringen. Obwohl durch die Bezwingung des lothringischen Adels sehr in Anspruch genommen, unterstützte er Otto in der Reichsregierung, namentlich bei Besetzung der Bistümer. Bei einem Besuch in Frankreich, um seine hadernden Neffen zu vergleichen, starb er in Reims. Eine vortreffliche Lebensbeschreibung (in den »Monumenta Germaniae historica, Scriptores«, Bd. 4; deutsch von Jasmund, 2. Aufl., Leipz. 1890) verfaßte sein Schüler Ruotger. Vgl. Pfeiffer, Historisch-kritische Beiträge zur Geschichte Bruns I. (Köln 1870); K. Martin, Beiträge zur Geschichte Brunos I. (Dissertation, Jena 1878).

2) B. von Querfurt, genannt Bonifatius, wurde, in Magdeburg gebildet, von Otto III. nach Rom mit genommen und trat dort auf Anregung des heil. Romuald ins Kloster. Er widmete sich der Mission unter den Slawen, wurde aber durch die Streitigkeiten Heinrichs II. mit Boleslaw von Polen lange an erfolgreicher Tätigkeit gehindert und hielt sich ziemlich nutzlos in Polen, Ungarn und Rußland auf. Endlich faßte er Fuß unter den Petschenegen, suchte des heil. Adalbert Werk unter den Preußen fortzusetzen, starb aber 14. Febr. 1009 mit 18 Begleitern den Märtyrertod. Tag: der 15. Oktober.

3) Geschichtschreiber des 11. Jahrh., Geistlicher in Magdeburg und in der Kanzlei des Erzbischofs Werner, eines Bruders Annos von Köln, beschäftigt, nach dessen Tod in Diensten des Bischofs Werner von Merseburg, zuletzt Kanzler des Gegenkönigs Hermann, schrieb 1082 eine »Historia belli saxonici« von 1073 bis 1081, die er dem Bischof von Merseburg widmete,[504] eine gegen Heinrich IV. gerichtete, aber wegen mehrerer wichtiger Nachrichten und Briefe wertvolle Parteischrift. Sie ist herausgegeben in den »Monumenta Germaniae historica, Scriptores«, Bd. 5 (deutsch von Wattenbach, 2. Aufl., Leipz. 1893).

4) B. von Köln, der Heilige, Stifter des Kartäuserordens, geb. um 1040 in Köln aus edlem Geschlecht, studierte in Reims, wurde Kanonikus in Köln, dann Rektor der Domschule u. Stiftskanzler in Reims. An der verweltlichten Kirche verzweifelnd und um sein Seelenheil besorgt, zog er sich 1084 in die wilde Gebirgskluft Chartreuse bei Grenoble zurück und lebte dort mit sechs Genossen in streng asketischer Gemeinschaft, aus der nachmals der Kartäuserorden hervorging. Von Urban II. nach Rom berufen, verschmähte er, Bischof von Reggio zu werden, sammelte aber 1091 bei Della Torre in Kalabrien aufs neue Einsiedler um sich. Er starb 1101 und wurde 1628 kanonisiert. Tag: 6. Okt. Vgl. Löbbel, Der Stifter des Kartäuserordens, der heil. B. aus Köln (Müust. 1899); Gorse, Saint B. (Par. 1902).

5) Heiliger, geb. um 1046 in Solero (Piemont), wurde Kanonikus in Siena und 1079 Bischof in Segni, ging 1104 ins Kloster zu Monte Cassino, wurde 1107 Abt, übernahm dann aber wieder sein Bistum und starb 1123. Tag: 18. Juli. Seine meist exegetischen Werke sammelte Bruno Bruni (Rom 1789–91).

6) B. von Olmütz (1245–81), aus dem Geschlechte der Grafen von Schaumburg-Holstein, erfler Ratgeber des Königs Přemysl Ottokar II., besonders in dessen Kampf gegen König Rudolf von Habsburg. Nach Ottokars Fall führte B. in Rudolfs Namen die Verhandlungen mit den Böhmen und erhielt die Statthalterschaft in Mähren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 504-505.
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