Lamotte

[83] Lamotte, Jeanne de Valois, Gräfin de, die Hauptperson in der berüchtigten Halsbandgeschichte (s. d.), geb. 22. Juli 1756 zu Fontète in der Champagne, gest. 23. Aug. 1791 in London, stammte durch Heinrich de Luz de Saint-Rémy, einen natürlichen Sohn König Heinrichs II., aus dem Geschlechte der Valois. Sie sah sich, da ihre Eltern ganz verkommen waren, von Jugend auf genötigt, teils von Almosen, teils von übeln Streichen zu leben. Dennoch erweckten sie und ihre Geschwister wegen ihres Stammbaums die Aufmerksamkeit des Hofes, und sie wie ihre Geschwister erhielten eine gute Erziehung. Jeanne vermählte sich mit dem ebenso mittellosen Herrn v. L., der sich fälschlich Graf nannte. Mit Lebendigkeit des Geistes und einem besondern Talent zu Ränken ausgerüstet, hatte sie bald einen Kreis von Abenteurern und Spielern, darunter auch Cagliostro (s. d.), an sich gezogen. Da sie das Gerücht verbreitet hatte, daß sie mit dem Hof in enger Verbindung stehe, gelang es der schlauen Intrigantin, den Kardinal Rohan mit der Halsbandgeschichte gröblich zu täuschen. Als der Betrug entdeckt wurde, nahm man 18. Aug. 1785 die Gräfin L. in Bar-sur-Aube in Hast, nachdem ihr Gemahl am Tag vorher nach England entflohen war, und sie wurde 31. Mai 1786 zum Staupbesen, zur Brandmarkung durch den Henker auf beiden Schultern und zu lebenslänglicher Hast verurteilt. Die Strafe wurde einige Tage darauf an der L. vollzogen und sie darauf in die Salpetrière gebracht. Am 5. Juni 1787 gelang es ihr, nach England zu entkommen. Dort fand sie den Tod, indem sie bei einer nächtlichen Orgie aus dem Fenster eines dritten Stockwerks herabstürzte. Vgl. »Vie de Jeanne de Saint-Rémy de Valois, comtesse de L., etc., écrite par elle-même« (Par. 1793, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 83.
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