Landseer

[125] Landseer (spr. lännd-ßīr), 1) John, engl. Kupferstecher, geb. 1769 in Lincoln, erhielt seine künstlerische Bildung in London, wo er auch bis zu seinem am 29. Febr. 1852 erfolgten Tode wirkte. Seine Hauptwerke sind die Blätter für Thorntons »Tempel der Flora« (1805 ff.), zu dem Galeriewerk des Marquis von Stafford (1818) und Bildnisse und Tierstücke nach West und Edwin L.

2) Thomas, engl. Kupferstecher und Radierer, Sohn des vorigen, geb. 1794, gest. 20. Jan. 1880 in St. John's Wood, machte sich 1827 durch Karikaturenradierungen bekannt in dem Werke »Monkeyana, or men in miniature designed, etc.«; ferner hat man von ihm: »Characteristic sketches of animals, drawn from the life and engrav., etc.« (Lond. 1832, 8 Bde.) und »Tiger hunting, or a day's sport in the East« (das. 1836). Berühmt ward sein Stich nach Edwin Landseers Bild: der Hund am Meer.

3) Charles, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1799 in London, gest. daselbst 22. Juli 1879, ward zuerst von seinem Vater unterrichtet, dann Schüler der Akademie, deren Mitglied er 1845 wurde, und deren Kustos er von 1851–73 war. L. malte Genrebilder und Tierstücke. In der Nationalgalerie sind unter andern der Sturm von Basing House (1839) und die Plünderung eines Judenhauses zu Richards I. Zeit, im Viktoria- und Albert-Museum Andrew Marwell, an dem die Bestechungsversuche scheitern.

4) Sir Edwin Henry, Maler, Bruder des vorigen, geb. 7. März 1802 in London, gest. daselbst 1. Okt. 1873, studierte unter seinem Vater, dann an der königlichen Akademie, indem er sich vorzugsweise der Tier- und Landschaftsmalerei widmete, und stellte 1819 sein erstes Bild: Hundekampf, aus, dem 1820 die Bernhardiner Hunde folgten. Durch diese und seine folgenden Schöpfungen, die auch durch Stich und Lithographie in England und auf dem Kontinent weit verbreitet wurden, erwarb er sich eine große Popularität, die jedoch nicht lange standgehalten hat, da unter der Massenproduktion (er hat etwa 1000 Bilder gemalt) die Gediegenheit der Durchführung litt. 1826 bereiste er zuerst das schottische Hochland, das ihm zu verschiedenen Bildern Anlaß bot, darunter die Rückkehr von der Hirschjagd (1827), Walter Scott mit seinen Hunden (1833), Bolton Abbey (1834). Andre Bilder sind: der Affe und die Katze; der schlafende Jagdhund (1835); des alten Schäfers Hauptleidtragender (1834); Wellington in Waterloo (1850, in der Nationalgalerie); Roh und dressiert; Jagd auf Rotwild (1858); Heimkehr von der Jagd; Würde und Unverschämtheit; Vornehm und Gering; van Amburgh in der Löwenhöhle und als Zuschauer der englische Hof; Krieg und Friede (1846, Pendants, in der Nationalgalerie); der Neufundländer am Ufer; Schwäne, von Adlern angegriffen; der Mensch denkt, Gott lenkt (Eisbären auf den Trümmern eines Schiffes. Hauptwerk) L. war ein sehr seiner Kenner des Tierlebens; er hat es sowohl in seinen aufgeregten als in seinen friedlichen Momenten belauscht, und seine Hetzjagden sind nicht minder trefflich als seine Hundebildnisse oder Stilleben und seine humoristischen Bilder aus dem Hundeleben. In der letzten Zeit ward L. in der Wahl seiner Motive etwas gesucht, seine einfachen Tierszenen sind seine besten. Weniger als die Tiere gelang ihm die Darstellung des Menschen. Sein Freskogemälde: die Niederlage des Comus, 1843 im Auftrage der Königin Viktoria für das Sommerhaus der Gärten des Buckinghampalastes gemalt, ist eine verfehlte Leistung. Auch war sein Kolorit stets etwas glatt und unwahr. L. war auch als Bildhauer tätig. 1866 schuf er die große Bronzefigur eines von Hunden gestellten Hirsches und zugleich die Modelle zu den kolossalen Bronzelöwen am Fuß der Nelsonstatue auf Trafalgar Square in London. 1831 wurde er Mitglied der Londoner Akademie, 1850 Ritter; 1855 erhielt er auf der Pariser internationalen Ausstellung die große goldene Medaille. L. hat auch 17 Blätter radiert. Die Nationalgalerie und das Viktoria- und Albert-Museum besitzen viele Bilder von ihm. Vgl. »Memoir of Sir Edwin L.« (hrsg. von Stephens, neue Ausg., London 1873); Stephens, Sir Edwin L. (das. 1880); Manson, Sir Edwin L. (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 125.
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